Zeitgleichung

[979] Zeitgleichung ist der Unterschied zwischen der wahren und der im gleichen Moment herrschenden mittleren Sonnenzeit.

Wie im Art. Zeit auseinandergesetzt, ist der Zeitraum zwischen zwei aufeinander folgenden Kulminationen der wahren Sonne nicht stets derselbe, sondern ändert sich im Laufe eines Jahres, weil die Erde die Sonne nicht in einem Kreise, sondern in einer Ellipse umkreist. Um gleiche Intervalle, die für die Praxis allein brauchbar sind, für je einen bürgerlichen Tag zu erhalten, denkt man sich für die wahre Sonne eine fingierte – mittlere – Sonne gesetzt; die jeweilige Rektaszensionsdifferenz dieser beiden Sonnen, verwandelt in mittlere Zeit, ist die Zeitgleichung für den betreffenden Moment. In den astronomischen Jahrbüchern findet sich die Zeitgleichung für jeden mittleren oder auch wahren Mittag des Jahres für den Meridian des Jahrbuches[979] angegeben und außerdem daneben die Veränderung der Zeitgleichung für 1 Stunde, so daß man ihren Betrag leicht für jeden Moment und jeden Ort ausrechnen kann. – Dadurch, daß man sich die fingierte Sonne auch zugleich im Aequator statt wie die wahre in der Ekliptik umlaufend denkt, kommt es, daß die Zeitgleichung im Jahre nicht zweimal, sondern viermal gleich Null wird; dies erfolgt zwischen dem 15. und 16. April, zwischen dem 14. und 15. Juni, dem 1. und 2. September und zwischen dem 24. und 25. Dezember; während die Extreme erreicht werden nahezu am 11. Februar mit – 14m25s, am 14. Mai mit 3m50s, am 26. Juli mit – 6m18s und am 3. November mit 16m21s. – Die nebenstehende Kurve läßt den Verlauf im einzelnen gut erkennen. Man findet solche oder ähnliche Kurven häufig auf Sonnenuhren mit verzeichnet.

Ambronn.

Jährlicher Verlauf der Zeitgleichung.
Jährlicher Verlauf der Zeitgleichung.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 979-980.
Lizenz:
Faksimiles:
979 | 980
Kategorien: