[58] Ballongeschosse. Für die Infanterie sind Brandgeschosse als Ballongeschosse vorgeschlagen worden.
Am aussichtsvollsten scheint das Infanteriebrandgeschoß von Philipp Lentz in Groß-Lichterfelde zu sein. Es besteht aus einer Stahlröhre mit Brandmasse und einem Zünder, der mit Spreizgliedern über den Umfang des Geschosses im Fluge hervortritt. Beim Eindringen in die Ballonhülle werden die Spreizglieder zurückgedrängt. Dadurch wird ein Zündstoffbehälter im Geschoß zerstört, die Brandmasse entzündet und die Gasfüllung des Ballons in Brand gesetzt. Trotz des empfindlichen Zünders ist das Geschoß stoßsicher. Die Zündung erfolgt im Einschuß, Versager sind bisher nicht beobachtet worden. Die Auftreffgeschwindigkeit des Geschosses ist ohne Einfluß auf die Wirkung. Die Brandpatrone ist 100 mm (bei 7,9 mm Kaliber) lang, d.h. 20 mm länger als die deutsche S-Patrone, kann demnach nicht ohne weiteres aus dem Infanteriegewehr verfeuert werden, würde sich aber für Sonderbewaffnung von Flugzeugen eignen. Vgl. a. Geschütze zur Abwehr von Luftzielen.
Literatur: Zeitschrift für das gesamte Schieß- und Sprengstoffwesen vom 1. Dez. 1912: Oefele, Das Infanteriebrandgeschoß und seine Bedeutung für die Bekämpfung von Luftschiffen; Oelker, Tabellarische Zusammenstellung in- und ausländischer Patente, betreffend Geschosse, welche zum Zerstören von Luftfahrzeugen dienen.
Wille.