Farbendruck [3]

[253] Farbendruck in der Buchbinderei, dessen Technik in den ersten Jahrzehnten seiner Anwendung auf die Buchdecke durchaus dem Verfahren des Buchdruckers oder Lithographen nachgebildet war und wie dieser mit Firniß angeriebene feuchte Farben – höchstens in etwas strengerer Konsistenz – verwendete, hat in der letzten Zeit eine bemerkenswerte Modifikation erfahren.

Man verwendet jetzt vielfach trockene Farben, die genau wie das Blattgold aufgelegt und mit der heißen Prägepresse gedruckt werden. Diese Farben werden entweder in Form dünner Folien oder als leicht ablösbarer Aufstrich auf Papier geliefert. Die erstere Form, die nach ihrem Erfinder Oeser-Folie heißt und wegen der unmittelbaren Wirkung der polierten Platten einen sauberen Druck ermöglicht, wird von der Genthiner Kartonpapierfabrik, Berlin W 57, geliefert, die sich um den Ausbau dieser Erfindung ein bleibendes Verdienst erworben hat. Es kommen natürlich nur Deckfarben in Frage; aber es steht nichts im Wege, diesen vortrefflichen Grund mit Lasurfarben nach dem alten Verfahren weiter zu bedrucken. Eine reiche Skala von Farbentönen, einfarbig und marmoriert, ermöglicht jeden gewünschten Effekt. Auch alle Metallfarben, besonders Gold in allen Nuancen, werden in haltbarer Form hergestellt (s. Preßvergoldung). Technik und Apparat ist, wie gefegt, das gleiche wie beim Golddruck, nur ist in den meisten Fällen eine Grundierung mit Eiweiß oder Harzstaub dabei unnötig, weil die Folie entsprechend präpariert ist. Genauere Auskunft gibt die Broschüre,[253] welche die genannte Firma an jedermann kostenlos versendet. – Bei der zweiten Form der trockenen Farbfolie ist die Farbschicht auf Papier aufgestrichen. Sie wird von der Firma Hochstein & Weinberg, Berlin S, hergestellt und eignet sich speziell für Masten arbeiten, wo die Folie, wie bei der nebenstehend abgebildeten Maschine, maschinell unter die Druckplatte geführt wird.

Herm. Saalfeld.

Farbendruck [3]
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 253-254.
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