Farbenprüfung

[254] Farbenprüfung, optische. Die Färbung (das Kolorit) einer Pigmentfarbe (Körperfarbe) sowie ihre Reinheit (Beimengung von Weiß und Schwarz) wird entweder mittels der Spektralanalyse oder mittels der technisch leichter zu behandelnden Farbenanalysatoren oder Farbenprüfern durchgeführt.

Bei der spektrophotometrischen Methode wird das Spektrum der betreffenden Farbe im Vergleich mit dem Sonnenspektrum oder dem Spektrum einer andern geeigneten Lichtquelle[254] untersucht und die Resultate ziffermäßig bezw. durch Kurvenzeichnungen festgelegt. Rascher gibt der Kallabsche Farbenanalysator gut vergleichbare Resultate. Derselbe beruht auf dem Prinzip subtraktiver Farbenmischung und besteht aus drei kreisrunden, durchsichtigen Zelluloidscheiben, welche in je zehn Sektoren geteilt sind, von denen jeder zehn verschiedenen Intensitäten der Grundfarben Rot, Gelb und Blau entspricht. Bei dem zusammengestellten, aus den drei Scheiben und einer Grauscheibe bestehenden Apparat, dessen Scheiben drehbar untereinander angeordnet sind, überdecken sich nun diese Farbfelder teilweise, so daß sieben Farbenringe, je ein primärer roter, blauer und gelber, je ein sekundärer oranger, grüner und violetter und ein tertiärer Ring entstehen, welche sämtlich noch durch Grau abgedeckt werden können. Die Bezeichnung der auf diese Weise zustande kommenden Farbnuancen ist eine sehr einfache: 1 bezeichnet die schwächste, 2 eine doppelt, 3 eine dreimal so starke Farbnuance u.s.w. Eine Mischfarbe ist also durch Angabe dieser Zahlen charakterisiert, z.B. 5 Rot, 2 Gelb und 4 Blau u.s.w. Der Kallabsche Apparat läßt sich auch zu der Bestimmung harmonischer Farbenzusammenstellungen mit Vorteil verwenden, wie er auch als Unterrichtsmittel in der Farbenlehre benutzt wird. – Gewisse Verbesserungen weist der auf demselben Prinzip beruhende Farbenprüfer von Rolph L. von Klemperer und F. Löwe auf, der von der Firma Carl Zeiß in Jena gebaut und in den Handel gebracht wird. Klemperer und Löwe verwenden an Stelle der kreisförmigen Farbenskala des Kallabschen Apparates drei lineare Farbenskalen in den Grundfarben Gelb, Rot und Blau, deren jede zehn Stufen besitzt und deren Einrichtung gestattet, Bruchteile abzulesen bezw. zu schätzen. Durch gleichzeitiges und gleichmäßiges Verschieben der drei Farbskalen gegeneinander kann die Aufgabe der Grauskala beim Kallabschen Apparat erfüllt werden. Dadurch, daß die Farbenskalen mit einer Linse und einer quadratischen Blende verbunden sind, wird ein Objektiv erhalten, das imstande ist, eine weiße (unbedruckte) Papierfläche in jeder gewünschten Farbe abzubilden. Man steht daher in dem Beobachtungsrohre, das an seinem inneren Ende eine kreisrunde Blende trägt, ein durch die letztere scharf begrenztes zweiteiliges Farbenfeld, ohne eine Spur der Struktur des Objektes (Gewebe u.s.w.), von dem das Licht herkommt. Die beiden Felder in dem Beobachtungsrohre unterscheiden sich nur durch ihre Farbe. Schiebt man nunmehr zwischen den Projektionsschirm und der Linse desjenigen Rohres, zu dem die weiße Fläche gehört, der Reihe nach die Kallabschen Farbskalen ein, so ist es ein leichtes, die Skalen so zu verteilen, daß beide Felder absolut gleichmäßig gefärbt erscheinen. Der ganze Apparat ist in einem metallenen Gehäuse untergebracht, das auf einer Säule in Augenhöhe über der Tischfläche ruht. Die Farbskalen werden nach unten aus dem Gehäuse gezogen, wobei der Ellbogen auf dem Tisch aufliegt. Die betreffenden Papierproben werden in die hierfür bestimmten kreisrunden Oeffnungen des Spannrahmens eingelegt oder eingespannt. Es empfiehlt sich, bei Untersuchungen über die Veränderungen, welche einzelne Farben in verschiedenen Bezirken des Spektrums erleiden, als Lichtquelle das von einer weißen Fläche reflektierte Tageslicht zu benutzen und die beiden Papierflächen mittels eines über dem Apparat aufgestellten Spiegels gleichmäßig zu beleuchten. Die mit dem Klemperer-Löweschen Farbenprüfer erhaltenen Resultate geben ebenso wie jene mit dem Original-Kallabapparate erhaltenen nur relative Werte. Doch genügen diese Angaben für unsre Zwecke vollkommen, vorausgesetzt, daß stets Farbenskalen mit denselben Farbstoffen unter Benutzung der gleichen Materialien zur Herstellung derselben verwendet werden. – Vgl. a. Koloriskop.


Literatur: [1] Kallab, Chemikerztg. 1908, S. 916; 1912, S. 853; Photogr. Korresp., Dezember 1912. – [2] E. Valenta, Eders Jahrb. f. Photogr. 1913.

F.M. Eder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 254-255.
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