[264] Grundierverfahren für Holz, Eisen und Mauerwerk, auch Verputz. Lange Jahre, von Beginn der Anstrichtechnik mittels Oelfarben bis jetzt, hat man in der Praxis daran festgehalten, daß Materialien, die saugfähig sind, also Flüssigkeiten aufnehmen, mit einem gewissen Gehalte an trocknendem Oel ausgerüstet werden müssen, wenn sich die auf die Grundfarbe folgenden Anstriche mit Oelfarben mit der Unterlage fest verbinden und Dauerhaftigkeit gewährleistet werden soll. Dieserhalb hat man Holz mit einer stark ölhaltigen Grundfarbe, Mauerwerk und Verputz mit heißem Leinöl oder Leinölfirnis satt gestrichen, so daß ziemliche Mengen vom Grund aufgenommen wurden. Nun hat diese ölige Grundierung verschiedene Uebelstände, wenn auf die ölreiche erste Schicht wieder ölreiche Farben aufgebracht werden. Die Anstriche unterliegen bei nicht vollständigem Trockensein der ersten Schichten dem Springen, Reißen und selbst Abschälen und Kleben vielfach lange Zeit noch, so daß durch Staubauflage das Aussehen stark herabgesetzt wird. Bei Anstrichen auf Eisen, überhaupt auf Metall, auf Glas aber steht man von einer ölreichen Grundierung ab, ja dieselbe wird als schädlich erachtet und sie bildet gerade bei Eisen eine Zwischenschicht zwischen dem Metall, auf dem die Farbe durch Adhäsion haften soll und der Farbe selbst.
In der Wagenlackiererei, wo auf besondere Widerstandsfähigkeit gesehen wird, ist man von der ölreichen Grundierung dem Nahrunggeben des Materials schon längere Zeit abgegangen und verwendet für die Grundierung ölarme, rasch erhärtende Farben, ebenso auch für die Fertiganstriche und nur die Ueberzugslacke werden in ölreichster Beschaffenheit, also erstklassig für äußere Zwecke aufgebracht. Auch beim Polreren des Holzes ist man vom »Oelschleifen«, mit dem trocknendes Oel in ziemlicher Menge in das Holz gebracht wurde, und, weil oft nicht genügend ausgetrocknet, die Ursache des »Ausschwitzens« der Politur wurde, vielfach abgegangen und verwendet entweder sogenannte Holzfüller oder eine Grundierung mittels Celluloselösungen. In der Praxis des einfachen Anstreichens aber hat man erst vor wenigen Jahren auf Bemühungen Paul Jägers in Stuttgart hin sich entschlossen, wenigstens auf dessen Grundierverfahren versuchsweise einzugehen und damit bereits sehr gute Ergebnisse erreicht, die die Haltlosigkeit der alten »Fettgrundierung, das Nahrunggeben«, Zweifellos erwiesen haben. Nach dem neuen Grundierverfahren wird an Stelle der ölreichen Grundfarbe bei Holz ein Anstrichmittel aufgetragen, das aus einer Celluloselösung mit verschiedenen Zusätzen besteht und eine den Grund abdichtende Wirkung erzielen läßt, dabei aber wohlfeiler ist und bei vollständiger Beibehaltung der weiter erfolgenden Anstrichverfahren mit Oelfarben die Uebelstände, wie Kleben, Rissigwerden und Abstehen, Abspringen, vermeidet. Weiterhin ist diese neue Grundierflüssigkeit als Kronengrund für Anstriche, Lackierungen und Lasierungen aller Art, als Perlgrund grau für Eisen, bezeichnet, geeignet, bei alten, gerissenen Anstrichen und Lackierungen die Beseitigung dieser umgehen zu lassen und durch Ueberstreichen mit den neuen Grundierflüssigkeiten nicht allein die Risse u.s.w. auszugleichen, sondern auch hier einen harten, unveränderlichen Grund zu schaffen, auf dem alle neu aufgebrachten Anstriche vorzüglich haften. Es wird nicht die Nützlichkeit des Leinölfirnisses für Deckfarben, für die er wertvoll und unersetzlich ist, geleugnet, sondern es wird nur hervorgehoben, daß er schädlich ist für jede Art Grundierungen unter Anstrichen. Ganz ähnliche Ergebnisse lassen sich auch mit »Luwardgrund« der Firma Luftfahrzeugbau Schütte-Lanz in Mannheim-Rheinau erreichen, der ebenfalls die Unterlage (Holz) vollständig abdichtet und die Aufsaugung von Oel aus der Anstrichfarbe bezw. von Oellack verhindert.
Andés.