[335] Alkäos, berühmter griech. Lyriker, aus Mytilene auf Lesbos, blühte um 600 v. Chr. als älterer Zeitgenosse der Sappho. Einem der edelsten Geschlechter angehörig, war er Vorkämpfer der Adelspartei gegen die Tyrannen seiner Vaterstadt (Melanchros, Myrsilos u.a.). Deshalb verbannt, bekämpfte er nach dem Sturze der Tyrannenherrschaft den vom Volke zum Staatslenker berufenen weisen Pittakos, seinen frühern Parteigenossen, geriet aber bei dem Versuch, die Rückkehr zu erzwingen, in die Gewalt des Gegners, der ihm großmütig verzieh. Nach dem Urteil der Alten waren die in äolischer Mundart abgefaßten Gedichte des A., nach dem das bekannte alkäische Versmaß (s. Alkäische Verse) benannt ist, von hoher Schönheit, voll feuriger Leidenschaft und männlicher Kraft. Sein Nachahmer war der Römer Horaz. Von den zehn Büchern seiner Dichtungen: Hymnen, politischen Liedern, dem Hauptbestandteil der Sammlung, Trink- und Liebesliedern, sind nur geringe Bruchstücke erhalten (gesammelt in Bergks »Poetae lyrici graeci«, Bd. 3, 5. Aufl., Leipz. 1900 ff.).