Brache [2]

[296] Brache, das zeitweilige Freilassen des Ackerlandes vom Anbau von Kulturpflanzen zum Zweck tüchtiger Bearbeitung mit darauf folgender Düngung. Früher glaubte man durch die B. den Boden im eigentlichsten Sinne bereichern zu können; ihre Wirkung besteht aber nur darin, daß vermöge der bessern Bearbeitung der Vorrat an assimilationsfähigen Bodennährstoffen auf Kosten der Nachhaltigkeit vermehrt wird. Die B. gewährt außerdem den Vorteil einer gründlichern Reinigung und Lockerung des Bodens etc. Bei der modernen Auffassung der B., die von dem weder zum Pflanzenbau noch zur Weide (Weidebrache) genutzten, noch bearbeiteten »brachliegenden, ruhenden Acker« wohl zu unterscheiden ist, wird längere Zeit der Bearbeitung gewidmet, um den Boden ausreichend lang der Einwirkung der Mikroorganismen und Atmosphärilien auszusetzen. Den Vorteilen der B., zu denen die Ertragssteigerung der nach der B. folgenden Kulturpflanzen kommt, steht anderseits der Verlust des Ertrags während der Brachezeit gegenüber,[296] so daß man gegenwärtig die B. meist nur auf schweren, verunkrauteten, noch nicht drainierten Grundstücken oder nur zu bestimmten Pflanzen, besonders den Ölfrüchten, gibt. Den besten Erfolg sichert die reine oder schwarze B., bei der man das keimende Unkraut immer wieder zerstört, um das Feld der Atmosphäre auszusetzen (»morschen« zu lassen). Meist werden drei, aber auch vier und mehr Furchen gegeben (Stürzfurche, Wendefurche und Saatfurche, dazwischen liegen Brachfurche, Ruhrfurche etc.). Bei der halben B. (Hegebrache) nach Klee oder Weide wird das Feld im Juni (Brachmonat) gestürzt und bis zum Winteranbau durch 2–3 Pflugfahrten bearbeitet; Dreisch-, Dreesch-, Driesch- oder mürbe B. ist der in der Koppelwirtschaft übliche Umbruch des Weideschlags im Juni. Bisweilen bracht man hier auch innerhalb der sich folgenden Getreidearten unter Ausfuhr von Stallmist (Mistbrache). Wird das Feld nur über Winter bis zur Frühjahrssaat bearbeitet, so spricht man von Winterbrache; die zweite Furche im Frühjahr geben heißt dann falzen oder felgen (Felghafer, Dreischhafer und Hartlandshafer, der nur eine Furche erhält). Die intensive Kultur ersetzt die B. durch Hackfrucht, Futterbau, Tiefkultur und Düngung. B. heißt auch das Feld, auf dem gebracht wird; Brachflur oder B. gilt auch dann noch als Bezeichnung, wenn nicht mehr B. gehalten wird, sondern Anbau von Futterpflanzen an deren Stelle tritt: besömmerte, bebaute B., grüne B., Kleebrache. Brachfeld, s. auch Landwirtschaftliche Betriebssysteme. Vgl. Laer, Die Ackergare, die B. und der Ersatz der Pflanzennährstoffe (5. Aufl., Leipz. 1882); Droop, Die B. in der modernen Landwirtschaft (Heidelb. 1901, 2 Tle.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 296-297.
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