[72] Chitōn (griech.), das Unterkleid der Griechen, auf dem bloßen Leib getragen und oft als einziges Kleidungsstück dienend. Ein oblonges Stück Zeug wurde so zusammengelegt, daß die geschlossene Seite die eine Seite des Körpers deckte; unter ihrem obern Ende wurde durch eine Öffnung ein Arm gesteckt; die andre offene, zuweilen an ihrem untern Ende zusammengenähte Seite ward über der andern Schulter vernestelt.
Ein Gurt um die Hüften hielt den C. zusammen und gestattete durch Hinausziehen des Stoffes eine Verkürzung. Dieser bis zu den Knieen reichende C. (Fig. 1), der bei dorischen Männern und Frauen zu allen Zeiten üblich war, wurde seit Perikles auch in Athen von Männern getragen, wo bis dahin der längere C. der asiatischen Ionier im Gebrauch gewesen war. Über den C. der Arbeiter s. Exomis. Aus dem von nicht dorischen Frauen getragenen, bis zu den Füßen reichenden, durch den Gürtel nur wenig ausgezogenen C. entwickelte sich der Doppelchiton (Fig. 2), ein sehr langes, weites Zeugstück, das so zusammengefaltet um den Leib gelegt wurde, daß es auf den Schultern mit Spangen zusammengesteckt und auf der rechten Seite offen oder ebenfalls durch Spangen zusammengehalten über Brust und Rücken doppelt lag, bis zu den Füßen aber einfach hinabfiel.
Die offene Seite des Doppelchitons wurde auch von den Hüften oder von der Achselhöhle an zusammengenäht. An Stelle der Armlöcher traten nach und nach angewebte oder angenähte, in der Regel kurze Ärmel. Der Stoff war meist weiße Wolle; Frauen trugen auch Linnen und Byssus.