Dolomīt

[93] Dolomīt (nach dem franz. Mineralogen Dolomieu), Mineral und Gestein, besteht wesentlich aus Calcium-Magnesiumkarbonat. Im Mineral D. (Dolomitspat, Rautenspat, Perlspat, Bitterspat, z. T. Braunspat) ist meistens 1 Molekül (54,4 Proz.) Calciumkarbonat mit 1 Molekül (45,6 Proz.) Magnesiumkarbonat verbunden, doch finden sich auch andre Mischungsverhältnisse, und in den Braunspaten treten noch Eisenkarbonat und Mangankarbonat hinzu. D. findet sich kristallisiert in hexagonalen Rhomboedern (mit oft sattelförmig gekrümmten Flächen und vollkommener Spaltbarkeit nach einem Rhomboeder) ein- und aufgewachsen, auch in körnigen und dichten Aggregaten, farblos, weiß, grau, gelb, braun, rot, durchscheinend; Härte 3,5–4,5, spez. Gew. 2,9. Schöne Dolomitkristalle kommen vom Binnental, vom Greiner in Tirol, von Traversella in Piemont. Der Braunspat ist auf Erzgängen (Freiberg, Kapnik etc.) ein sehr gewöhnliches Mineral. Bei den Dolomitgesteinen stellt man den sogen. Normaldolomiten (aus 1 Molekül Magnesiumkarbonat und 1 Molekül Calciumkarbonat bestehend) als häufigere, calciumreichere Varietäten die dolomitischen Kalksteine (Bitterkalk), Gemenge von Normaldolomit und Kalkkarbonat, gegenüber. Man unterscheidet neben dem kristallinisch-körnigen noch dichten (kryptokristallinischen), zuweilen kavernösen, porösen D. (Rauhwacke, Rauhkalk), ferner Dolomitsand, aus Teilchen zerfallenen Dolomits bestehend, sowie Dolomitasche, staubartig seinen Dolomitsand; selten ist bei D. eine oolithische Entwickelung. Der D. findet sich, wie der Kalkstein, und häufig mit ihm vergesellschaftet, in verschiedenen Formationen, in den jüngern[93] seltener als in den ältern. Die Schichtung ist beim D. gewöhnlich undeutlicher als beim Kalkstein, auch enthält er weniger Petrefakten. Auch der D. ist im Kontakt mit Eruptivgesteinen oder in Zonen starker Gebirgsfaltung häufig in ein marmorähnliches Gestein umgewandelt und enthält dann, wie im Fassatal, am Monzoni und bei Predazzo, viele sogen. Kontaktmineralien, besonders Kalk- und Magnesiasilikate (Granat, Vesuvian, Augit, Tremolit etc.), eingewachsen. Die Frage nach der Dolomitbildung hat zu vielen Diskussionen Anlaß gegeben und ist noch nicht vollständig gelöst. 1779 sprach Arduino in Italien, später Heim in Thüringen die Ansicht aus, daß gewisse Dolomite durch vulkanische Einflüsse aus Kalkstein entstanden seien, und Leopold v. Buch stellte dann die heute nicht mehr haltbare Theorie auf, daß aller D. aus Kalkstein durch Magnesiadämpfe entstanden sei (Dolomitisierung des Kalksteins). Indessen macht schon die enge Verknüpfung des Kalkes mit D. durch Wechsellagerung auch für D. einen direkten Absatz wahrscheinlich. In der Tat hat man neuerdings gefunden, daß viele Kalkalgen (Lithothamnien) von den Bermudas, den Galapagosinseln, aus der Javasee, dem Eismeer etc. neben 63–84 Proz. Calciumkarbonat die große Menge von 7–13 Proz. Magnesiumkarbonat enthalten, also durchschnittlich 10 Teile Magnesiumkarbonat auf 100 Teile Calciumkarbonat. Nun haben gerade die Lithothamnien eine hervorragende Rolle bei der Bildung besonders der alpinen Dolomite gespielt. Da, wo sich die Gesteine wesentlich aus ihnen aufbauen, bedarf es jedenfalls keiner allzu intensiven und langen Auslaugung des kohlensauren Kalkes, um magnesiumreichere dolomitische Kalksteine und Dolomite (mit 20–40 Proz. Magnesiumkarbonat) zu liefern. Immerhin aber wird man ohne die Annahme einer solchen Auslaugung, auf die übrigens die starke poröse Beschaffenheit vieler Dolomite geradezu hinweist, oder ohne Annahme einer Zufuhr kohlensaurer Magnesia die Bildung der Dolomite nicht wohl erklären können. Der D. verwittert nur schwer; er bildet häufig schroff ansteigende, ruinenartige, wildzerrissene Felspartien, so in der Schwäbischen Alb, in der Fränkischen Schweiz, besonders aber im Fassatal und Ampezzotal Tirols (s. Alpen, S. 366, und Ampezzo; vgl. auch Tafel »Gebirgsbildungen«, Fig. 5). Auch ist er, ebenso wie der Kalk, oft reich an Höhlenbildungen (die Altensteiner Höhle im Zechstein Thüringens, die Höhlen von Muggendorf und Gailenreuth im Fränkischen, die Nebelhöhle, die Falkensteiner Höhle etc. im Schwäbischen Jura). Derber, fester D. gibt einen guten Baustein, auch wird er auf Zement und (die reinen Sorten) auf Bittersalz verarbeitet.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 93-94.
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