Greiner

[274] Greiner, Otto, Steinzeichner, Radierer und Maler, geb. 16. Dez. 1869 in Leipzig, war von seinem 14.–18. Jahre Lithograph und bildete sich dann drei Jahre lang auf der Kunstakademie in München. Er machte sich zuerst durch auf Stein gezeichnete Bildnisse und Naturstudien bekannt, die sich durch einen gesunden Naturalismus und durch kräftige malerische Behandlung auszeichneten. Besonders hervorragend darunter ist ein Schießdiplom für die 11. Kompagnie des bayr. 1. Infanterieregiments König, bei der G. seiner Militärpflicht genügte. Unter dem Einfluß Klingers, dem er besonders auch in der Strenge der Zeichnung nacheiferte, schöpfte G. später auch die Motive zu seinen Steinzeichnungen und Radierungen aus der Mythologie und dem Reiche der Phantasie. Seine Hauptblätter aus diesen Gebieten sind: fliehende Faune, Bacchantenzug, Parisurteil, Herkules am Scheidewege, Huldigung an die Schönheit, Raub des Ganymed (Kupferstich). Auch hat er biblische Stoffe (David und Goliath, Golgatha) und Motive aus Dichtern (Dante und Vergil in der Hölle) behandelt. Der Reichtum seiner Phantasie offenbarte sich besonders in seinen Blättern zu festlichen Gelegenheiten, in seinen Adressen, Ex libris-Zeichnungen und in dem Zyklus »Vom Weibe«. Nachdem er 1891 Italien besucht, hielt er sich abwechselnd in Leipzig und München auf. 1896 nahm er dauernden Aufenthalt in Rom, wo er sich besonders der Zeichnung und Malerei im Freien widmet.[274] Nachdem er schon früher Versuche in der Ölmalerei gemacht, vollendete er 1902 ein großes Ölbild: Odysseus und die Sirenen (im städtischen Museum zu Leipzig). Sammlungen seiner Lithographien, Radierungen und Zeichnungen besitzen das Dresdener Kupferstichkabinett und das Museum in Leipzig. Vgl. Vogel, Otto G. (Leipz. 1903); Guthmann, Über Otto G. (das. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 274-275.
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