Elmsfeuer, St.

[723] Elmsfeuer, St. (Helena-, Hermes-, Eliasfeuer, St. Klaras-, St. Nikolasfeuer), elektrische Lichterscheinung, zeigt sich im Dunkeln an hervorragenden Spitzen und Ecken, am häufigsten auf Kirchtürmen, an den Spitzen der Mastbäume und an den Auffangestangen der Blitzableiter, ist aber auch an den Ohren und Mähnen von Pferden, auf den [723] Spitzen von Bäumen und Gesträuchen, ja selbst auf dem Kopfe von Menschen beobachtet worden. Sie beruht auf dem Ausströmen der durch Induktion in der Erdoberfläche erzeugten Elektrizität und ist dem an jeder Elektrisiermaschine leicht zu beobachtenden Spitzenlicht zu vergleichen. Das E. kommt zur Erscheinung, wenn in tiefschwebenden Wolkenmassen starke und rasche Verdichtungen des atmosphärischen Wasserdampfes eintreten, womit immer die Entwickelung einer starken elektrischen Spannung verbunden ist. Auch sind heftige Schneegestöber im Winter sehr häufig von E. begleitet. Die Ausstrahlung der Elektrizität aus den Gegenständen der Erdoberfläche wird dann so intensiv, daß sie unter mehr oder weniger lebhaftem Geräusch und Lichterscheinungen erfolgen. Sehr starkes E. zeigte sich wiederholt auf den meteorologischen Höhenstationen auf dem Sonnblick und Ben Nevis. Die positiven E. haben einen deutlich ausgebildeten rötlich-weißen Stil, an dem sich strahlenförmig ein Büschel von nicht über 90° Öffnungswinkel und mit Strahlen von 1,5–6 cm Länge ansetzt. Die negativen E. sind viel kleiner; sie sitzen auf einem seinen Lichtpunkt und sind so zart, daß man die einzelnen Strahlen nicht unterscheiden kann. Der Büschel hat wenig über 45° Öffnung, und seine Länge beträgt stets weniger als 1 cm. Die Alten nannten diese Erscheinung, wenn auf Schiffen zwei Flämmchen sichtbar wurden, nach den Dioskuren Kastor und Pollux und betrachteten sie als glückbringend, während sie in einer einzelnen Flamme die unheilbringende Schwester der Dioskuren, Helena, sahen. Nach einigen soll aus dem Namen Helena der Ausdruck Sant' Elmo als Bezeichnung für die Erscheinung entstanden sein, andre leiten den Namen E. von dem Heiligen Erasmus (zusammengezogen Ermus, ital. Ermo oder Elmo) ab.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 723-724.
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