Erhaltung des Schwerpunktes

[39] Erhaltung des Schwerpunktes, Prinzip der, der Satz, daß die Bewegung des gemeinsamen Schwerpunktes eines Systems von Massen durch innere Kräfte (wie Stöße, Explosionen etc.) nicht geändert wird. Der Schwerpunkt des Systems bewegt sich nämlich so, als ob alle Massen und alle Kräfte in ihm vereinigt wären. Innere Kräfte aber, d. h. solche, welche die Massen gegenseitig auseinander ausüben, sind vermöge des Prinzips der Gleichheit von Wirkung und Gegenwirkung immer paarweise einander gleich und entgegengesetzt gerichtet und haben daher auf die Bewegung des gemeinsamen Schwerpunktes[39] keinen Einfluß; diese Bewegung wird nur durch äußere Kräfte bestimmt, die von fremden Massen herrühren. Wenn Billardkugeln zusammenstoßen und auseinander prallen, so setzt ihr gemeinsamer Schwerpunkt die Bewegung ungeändert fort, die er vor dem Stoße besaß. Hätte ein Planet gleich einer Amöbe die Fähigkeit, seine Gestalt zu ändern, so würde sich zwar sein Schwerpunkt innerhalb seiner Masse verschieben, aber gleichwohl unerschütterlich die vom Gravitationsgesetz vorgeschriebene Bahn durchlaufen. Beim Abfeuern eines Geschützes bleibt der gemeinsame Schwerpunkt von Geschoß und Geschütz, indem jenes davonfliegt und dieses einen Rückstoß erleidet, unverrückt an seiner Stelle. Platzt eine Granate in der Luft, so bewegt sich der gemeinschaftliche Schwerpunkt aller Sprengstücke in der ursprünglichen parabolischen Bahn unbeirrt weiter.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 39-40.
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