Größenwahn

[422] Größenwahn, ein krankhafter Komplex irriger Vorstellungen (Wahnideen), der sich in gehobenem Selbstbewußtsein, Überschätzung der persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, in der Einbildung hoher Abkunft, reicher Schatze etc. äußert. Am reinsten und auffälligsten kommt G. bei paralytischer Geisteskrankheit zur Erscheinung. Die Kranken halten sich für vornehme Personen, Könige, Heroen der Gegenwart oder Vergangenheit, für Propheten oder höhere, mit gott licher Vollkommenheit ausgerüstete Wesen. Sie versichern, daß sie zu den unglaublichsten Leistungen auf allen Gebieten des Geistes und der Körpertätigkeit befähigt seien, daß sie ungeheure Schätze, Legionen von Soldaten etc. zu ihrer Verfügung haben, daß ihnen nichts unmöglich oder zu schwer zu erfüllen sei. Der paralytische G. trägt das Gepräge des Schwachsinns. In feinerer Weise findet sich G. bei der Manie, meist als Ausfluß der gehobenen Stimmung, und bei der Paranoia, bei letzterer oft in Form eines scharfsinnigen Systems.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 422.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika