[252] Herzmuskelerkrankungen, die wichtigste und häufigste Art von Herzleiden. Die verschiedenen, den Kreislauf erschwerenden Hindernisse, wie Herz (klappen)fehler, Arteriosklerose, Lungenerkrankungen u. a., können meist gut ertragen und ausgeglichen (kompensiert) werden, solange der Herzmuskel gesund ist, namentlich durch sein Anpassungsvermögen in Gestalt der Herzhypertrophie den jeweiligen Anforderungen folgen kann. Treten H. auf, so leidet der Blutkreislauf, am frühesten natürlich, wenn solche Hindernisse vorliegen. Häufigere H. sind die Herzentzündung und die weniger bedeutungsvolle Entartung des Herzmuskels (s. Herzentzündung). Bei schweren Anämien wird das Herz schlecht ernährt und dadurch leistungsunfähig. Bei der Koronarsklerose sind die das Herzfleisch ernährenden Kranzschlagadern arteriosklerosisch verändert und verengert, in ihren kleinern Zweigen oft sogar verschlossen. Die hierdurch erfolgende mangelhafte, stellenweise sogar ganz aufgehobene Blutversorgung des Muskels führt zu mehr oder weniger ausgebreiteten Nekrosen, die allmählich durch bindegewebige Herzschwielen ersetzt werden; aber auch ohne so weit vorgeschrittene Veränderung tritt schwere Herzschwäche ein. Dieselbe äußert sich in regellosem, oft verlangsamtem, schwachem Puls, Atemnot etc. und namentlich in Anfällen, die besonders durch verstärkte Herzarbeit nach körperlichen und geistigen Anstrengungen zustande kommen und mit krampfhaftem Schmerz in der Herzgegend, qualvoller Atemnot und Angst (Vernichtungsgefühl) einhergehen (Angina pectoris, Stenokardie, Herzbräune). Oft erfolgt im Anfall oder nach mehreren Anfällen der Tod. Noch nicht hinreichend erklärt ist die Schwäche, die das hypertrophische Herz der Trinker und Schlemmer und das durch dauernde Überanstrengungen hypertrophisch gewordene Herz häufig befällt. Tatsache ist, daß solche Herzen schließlich meist einer muskulären Schwäche verfallen. Erkannt werden reine H. durch die Perkussion der erweiterten Herzfigur, durch Beurteilung des gesamten Kreislaufs und Beobachtung der Herzleistung bei bestimmter körperlicher Arbeit. Der Verlauf richtet sich ganz nach Ursache und Entwickelungsstufe des einzelnen Falles, ebenso die Behandlung, die hauptsächlich in Anwendung von kohlensauren Bädern, Digitalis und Ruhe bestehen wird. Der stenokardische Anfall erfordert Reizmittel, Einatmung von Amylnitrit u. a. Val. auch die Artikel »Herzfehler«, »Herzschwäche«, »Herzerweiterung« und Albrecht, Der Herzmuskel und seine Bedeutung für Physiologie, Pathologie und Klinik des Herzens (Berl. 1903).