[433] Hofmannswaldau, Ch ri stian Hofmann von, einer der Führer der sogen. zweiten schlesischen Dichterschule, geb. 25. Dez. 1617 in Breslau, wo sein Vater kaiserlicher Kammerrat war, gest. daselbst 18. April 1679, erhielt in seiner Vaterstadt und auf dem Gymnasium zu Danzig seine Schulbildung und studierte dann in Leiden die Rechte. Nach Vollendung seiner Studien bereiste er mit dem Fürsten von Fremonville die Niederlande, England, Frankreich und Italien und erhielt nach seiner Rückkehr, noch ohne das erforderliche Alter erreicht zu haben, eine Ratsherrnstelle in Breslau. Mehrere Reisen nach Wien in städtischen Angelegenheiten veranlaßten seine Ernennung zum kaiserlichen Rat; später wurde er zum Präsidenten des Ratskollegiums ernannt. H., der sich persönlich durch große Geschäftsgewandtheit und einen unbescholtenen Lebenswandel auszeichnete, führte als Dichter den schwülstigen Stil, der damals Dichtung und bildende Kunst aller Kulturländer beherrschte, bis zum äußersten fort und verkündete sein sinnlich-epikureisches Ideal in gekünstelten Versen von allzu galanter Zierlichkeit. Dies erweisen besonders seine »Gelegenheitsgedichte« und seine »Heldenbriefe«, in denen sich der Einfluß des Engländers Drayton zeigt. Er übersetzte auch des Franzosen Théophile »Sterbenden Sokrates« und Guarinis »Getreuen Schäfer«. Seine »Deutschen Übersetzungen und Gedichte« erschienen 1679 (mit Lohensteins Leichenrede auf den Verfasser und dann bis 1730 in 11 weitern Auflagen). In der von Neukirch veranstalteten Sammlung »Herrn von H. und anderer Deutschen auserlesene und bisher ungedruckte Gedichte« (Frankf. u. Leipz. 16951727, 7 Bde.) rührt nur ein kleiner Teil von H. selber her. Eine Auswahl erschien in der »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts«, Bd. 14 (Leipz. 1838), und, von Bobertag besorgt, in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 36 (Stuttg. 1885). Vgl. Ettlinger, Christian Hofmann von H. (Halle 1891); Brossmann, Hofmann von H. (Liegn. 1900).