Jodelle

[262] Jodelle (spr. schŏdäl'), Etienne, franz. Dramatiker, Mitglied der »Plejade« (s. d.), geb. 1532 in Paris, gest. 1573, versuchte es zuerst, die bisher beliebten Mysterien, Moralitäten und Farcen durch das sogen. klassische, wesentlich Seneca nachgebildete Schauspiel in Frankreich zu verdrängen. 1552 wurde seine Tragödie »Cléopâtre captive« und die Komödie »Eugène, ou la rencontre« (nach Machiavellis Stück »Il Frate« gedichtet) vor Heinrich II. ausgeführt; beide hatten viel Erfolg, während seine zweite Tragödie: »Didon se sacrifiant«. wahrscheinlich gar nicht ausgeführt worden ist. Von dramatischer Verknüpfung findet sich bei ihm kaum eine Spur, während ihm die lyrischen Partien besser gelingen, ebenso wie seine kleinern Gedichte. Von den fünf Akten der »Cléopâtre« sind drei in Zehnsilblern gedichtet. »Didon« hat schon die Form der klassischen Tragödie: Alexandriner mit (freilich nicht streng durchgeführter) Abwechselung männlicher und weiblicher Reime. In beiden Stücken treten Chöre auf. Seine »Œuvres« erschienen Paris 1574 und 1583, eine neue Ausgabe von Marty-Laveaux 1868–70.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 262.
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