Mauerfraß

[448] Mauerfraß (Mauersalpeter, Mauerschwamm, Salpeterfraß), meist weiße, schimmelähnliche kristallinische Ausblühungen auf Mauerflächen, erscheinen auf Ziegeln, Sand- und Kalksteinen, an Hartgestein wie Granit etc., auf Mörtelfugen und Putz. Sie bestehen aus salpetersauren Salzen nur an Mauern in der Nähe von Dunggruben, wo sich aus verwesenden organischen Substanzen, wie Harn und Exkremente, Salpetersäuresalze, besonders salpetersaurer Kalk bilden, deren Lösung in das Mauerwerk aufsteigt. Gewöhnlich bestehen die Ausblühungen aus Sulfaten (schwefelsaures Natron, schwefelsaure Magnesia, schwefelsaurer Kalk) und aus Karbonaten, vereinzelt (bei Braunkohlentonen) aus gelben oder grünen Vanadinaten. Die betreffenden Salze sind entweder in den betreffenden Baumaterialien vorhanden oder sie bilden sich durch Wechselwirkung. Auf ganz trocknem Mauerwerk entstehen niemals Ausblühungen. Wird es aber durchnäßt, so lösen sich die Salze, die Lösung gelangt an die Außenfläche, ihr Wasser verdunstet hier und die Salze kristallisieren. Sie werden dann durch Regen häufig wieder gelöst und abgespült, bei trocknem Wetter verwittern manche wasserhaltige Salze und zerfallen zu einem Pulver, das der Wind fortführt. Die Salze stammen aus den Ziegeln oder Natursteinen, aus den Mörtelmaterialien oder dem angrenzenden Erdreich. Im Ton, dem Rohmaterial der Mauersteine, enthaltene Salze können durch hinreichend starkes Brennen unschädlich gemacht werden, indem sich dabei Silikate bilden und die Steine minder porös werden. Die am häufigsten auftretenden Sulfate werden auch durch Zusatz von kohlensaurem Baryt unschädlich gemacht, indem sich unlöslicher schwefelsaurer Baryt bildet. Im Kalk werden Sulfate beim Brennen mit schwefelhaltigen Steinkohlen gebildet. Bisweilen enthält auch das Wasser, das auf den Ziegeleien benutzt wird, Salze. Die Ausblühungen werden, abgesehen von der Verunzierung des Baues, schädlich durch die Kristallisationskraft der Salze, welche die Steine zerbröckelt und den Putz abwerfen kann. Vorhandene Ausblühungen können durch wiederholtes Abbürsten und Abspülen mit reinem Wasser entfernt werden. Zusatz von Salzsäure zum Wasser ist nötig, wenn die Ausblühungen aus kohlensaurem Kalk bestehen, sonst aber wenig empfehlenswert. Zur Vermeidung des Mauerfraßes ist Isolierung der Mauern gegen aufsteigende Grundfeuchtigkeit erforderlich, auch sind Mauern, Gewölbe und vortretende Mauerteile gegen Regen und Schnee möglichst zu schützen. Vgl. Mäckler, Die Ausblühungen des Mauerwerks (Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 448.
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