Nachtwächter

[367] Nachtwächter, Leute, die in der Nacht wachen, um eine Ortschaft oder einzelne Gebäude vor Schaden zu bewahren. Solche Wächter kannte bereits das Hohelied, und in Athen wurden die N. durch Thesmotheten überwacht, die bei ihrem Umgang ein Glockenzeichen gaben, auf das die Wächter sofort mit einem Glöckchen zu antworten hatten. Hochentwickelt war der Nachtwächterdienst im alten Rom, galt aber allerdings in erster Linie der Sorge für die Feuersicherheit und war einem praefectus vigilum unterstellt. Auch hier benutzte man Glockenzeichen zur Verständigung. Ein Abrufen der Stunden war aber nur im Krieg üblich, wo jede Wache durch den Hornbläser abgeblasen wurde. Der Nachtdienst einzelner Wächter, die durch die Straßen wandern und die Stunden abrufen, ist eine ursprünglich deutsche Einrichtung, deren Alter man nicht kennt. 1580 fand sie sich weit verbreitet. In Berlin wurden die Stunden der Nacht durch Stadtdiener abgerufen, seit 1677 durch besondere N. Zuerst benutzte man Blashörner, dann in den Städten Knarren (Schnarren, Schnurren, Rätel). Das Absingen der Stunden (»Höret, ihr Herren, und laßt euch sagen« ist eine sehr alte Formel) wurde zu Anfang des 19. Jahrh. in vielen Städten durch Pfeifen ersetzt, bis auch dies als überflüssig verschwand. Gegen Ende des 19. Jahrh. wurden in großen Städten statt der N. uniformierte Polizisten eingestellt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 367.
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