[500] Neidhart von Reuenthal, einer der bedeutendsten u. fruchtbarsten deutschen Lyriker des Mittelalters, Sprößling eines adligen Geschlechts aus Bayern, nachher aber in Österreich lebend, dichtete zwischen 1210 und 1240 und war der Gründer einer besondern Art des Minnegesangs (von Lachmann als »höfische Dorf poesie« bezeichnet), indem er in seinen Liedern vornehmlich das hoffärtige Treiben und die derbere Liebesweise der Bauern mit geistreich humoristischer Laune schilderte. Mißbräuchlich wurde er später unter dem Namen Neidhart Fuchs als eine Art Hofnarr des österreichischen Herzogs Otto des Fröhlichen dargestellt, während überhaupt in lyrischer Form erzählte Bauernschwänke schlechthin den Namen Neidharte erhielten. Eine noch dem 13. Jahrh. angehörige Sammlung seiner Lieder befindet sich auf Schloß Riedegg und wurde von Benecke in den »Beiträgen zur Kenntnis der altdeutschen Sprache etc.«, Bd. 2 (Götting. 1832), herausgegeben. Eine neuere kritische Ausgabe veranstaltete Haupt (Leipz. 1858), danach F. Keinz (das. 1889). Vgl. v. Liliencron, Über Neidharts höfische Dorfpoesie (in Haupts »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 6, Leipz. 1848); Wilmanns (ebenda, Bd. 29); Bielschowsky, Leben und Dichten Neidharts von Reuenthal (Berl. 1891); C. Pfeiffer, Die dichterische Persönlichkeit Neidharts von Reuenthal (Paderb. 1903).