[131] Dorfpoesie, höfische, Bezeichnung derjenigen mittelhochdeutschen Kunstlyrik, die ihre Motive aus dem bäuerlichen Leben schöpft, vielfach auch durch die Formen der Volkspoesie, besonders des Tanzliedes, beeinflußt ist, aber doch die Strenge und Gewandtheit höfischer Metrik zeigt. Von höfischen Kreisen in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. ausgehend und großenteils für sie bestimmt, trägt sie bald mehr den Charakter der realistischen Reaktion gegen den konventionellen Minnegesang, bald den der Satire gegen die Bauern. Ihr Begründer und Hauptvertreter ist der Bayer Neidhart von Reuenthal (s. d.).