Olivarez

[41] Olivarez (spr. -wāres), Gasparde Guzman, Graf von O., Herzog von San Lucar de Barrameda, Premierminister Philipps IV. von Spanien, geb. 6. Jan. 1587 in Rom, wo sein Vater Gesandter war, gest. 22. Juli 1645 in Toro, kam unter Philipp III. an den Hof und erlangte hier frühzeitig Einfluß auf den Infanten Philipp, spätern König Philipp IV. Nach dessen Thronbesteigung 1621 wurde er allmächtiger Günstling und vereinigte die wichtigsten Ämter in seiner Person. Er verwendete diese Macht zu ernstlichen und ehrlichen Reformversuchen. Er bekämpfte den Luxus und die Arbeitsscheu der Bevölkerung, begünstigte Gewerbe und Handel und suchte die Verwaltung zu bessern. Allein das Bestreben, die Vormachtstellung Spaniens nach außen hin auf recht zu erhalten, nötigte ihn, dem Lande so schwere Opfer aufzuerlegen, daß an den verschiedensten Stellen, in Portugal, in Katalonien, in Neapel, fast gleichzeitig Aufstände ausbrachen, die, von äußern Feinden unterstützt, den Bestand der Monarchie bedrohten. Die wiederholten Niederlagen, welche die spanische Armee durch die Franzosen zu Land und die Holländer zur See zu erleiden hatte, und die Erpressungen, zu denen die Kriegslust und das schwelgerische Leben des Königs O. zwangen, sowie die Strenge des Ministers gegen Adel und Beamten brachten endlich eine gärende Bewegung in die Menge, die so drohend wurde, daß der König sich im Januar 1643 genötigt sah, seinen Günstling vom Hofe zu entfernen. Infolge der Veröffentlichung einer Schrift, die sein Regierungssystem verteidigen sollte, aber mehrere der[41] königlichen Familie verwandte Personen bloßstellte, wurde O. nach Toro verbannt. Vgl. dela Rocca, Histoire du ministère du comte-duc d'O. (Köln 1673).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 41-42.
Lizenz:
Faksimiles:
41 | 42
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika