Pitaval

[914] Pitaval (spr. -wall), François Gayot de, berühmter franz. Rechtsgelehrter, geb. 1673 in Lyon, gest. 1743, diente erst als Soldat in seiner Vaterstadt, studierte dann die Rechte und wurde 1713 Advokat. Er machte sich bekannt durch seine Sammlung merkwürdiger Kriminalfälle: »Causes célèbres et intéressantes« (Par. 1734 ff., 20 Bde., und Basel 1747 ff., 4 Bde.; deutsch, Leipz. 1747–68, 9 Bde.), fortgesetzt von J. C. de Laville (Amsterd. 1766–70, 4 Bde.). Eine Neubearbeitung, die bald das Original verdrängte, ist die vom Parlamentsadvokaten Richer (Amsterd. 1768–70, 22 Bde.; deutsch von Franz, Jena 1783–92, 4 Bde.). Eine Auswahl dieser letztern in deutscher Neubearbeitung, zu der Schiller eine Vorrede schrieb, erschien u. d. T. »Merkwürdige Rechtsfälle als ein Beitrag zur Geschichte der Menschheit« (Jena 1792–95, 4 Tle.). Eine ähnliche Sammlung u. d. T.: »Der neue Pitaval« haben Hitzig und Häring (W. Alexis), später A. Vollert erscheinen lassen (Leipz. 1842–65, 36 Bde.; 2. Aufl. 1857–72, und neue Serie 1866–91, 24 Bde.). Einen »Pitaval der Gegenwart, Almanach interessanter Straffälle«, geben Frank, Roscher und Schmidt heraus (Leipz. 1903 ff.) Vgl. Kriminalgeschichten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 914.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika