[692] Reformjudentum nennt man ungenau die liberale religiöse Richtung im Judentum, die von den seit der Emanzipation der Juden in Kultus und Leben eingeführten Reformen einen erheblichern Teil aufgenommen hat als die meist am Hergebrachten festhaltende konservative, sogen. orthodoxe Partei. Die äußerste Reform, die unter andern den Talmud und die Messiaslehre verwarf, den Sabbat auf Sonntag verlegte, die Speisegesetze aufgab, das Hebräische als Gebetsprache beseitigte, ist in Deutschland nur in der von Stern und Holdheim 1845 gegründeten Reformgenossenschaft in Berlin (vgl. Ritter, Geschichte der jüdischen Reformation, 4. Teil: Die jüdische Reformgemeinde zu Berlin, Berl. 1902) und in einigen jüdischen Gemeinden Amerikas vertreten.