Röhrenwürmer

[60] Röhrenwürmer (Tubicolae oder Sedentaria), Gruppe der vielborstigen (polychäten) Ringelwürmer, leben in Röhren, die entweder in ihrer ganzen Masse von dem Tiere selbst herrühren und dann schleimig, pergamentartig oder verkalkt sein können, oder aus Schlamm, Sandkörnchen, Stücken von Muschelschalen etc. bestehen, die von dem Tier miteinander verkittet worden sind. Bei den typischen Röhrenwürmern sind die Gehäuse oft ungemein dick und hart, an ihrer Unterlage (Steinen, Korallen etc.) befestigt und bei gewissen Arten mit einem Deckel verschließbar. Manche[60] R. können mit ihren Röhren umherkriechen oder sie auch eine Zeitlang ganz verlassen, so daß eine scharfe Grenze zwischen Röhrenwürmern und schwimmenden Ringelwürmern nicht zu ziehen ist. Die Jugendformen der R. schwärmen alle noch frei als Larven oder spätere Entwickelungsstadien umher und beginnen erst später das Leben auf dem Meeresboden. Über ihren innern Bau s. Ringelwürmer. Man bringt die sehr vielen Arten in zahlreichen Familien unter. Zu den Opheliadae gehört die Gattung Polyophthalmus mit zahlreichen Augen an den Seiten des ganzen Körpers. Unter den Arenicolidae ist Arenicola bemerkenswert (s. Fischersandwurm). Die Hermellidae bauen Röhren aus Sand; zu ihnen gehört Hermella. Am bekanntesten sind viele Vertreter der großen Familie der Serpulidae, die wiederum in die Sabellinae mit lederartigen und Serpulinae mit kalkigen Röhren zerfallen. Bei den Gattungen Serpula, Vermilia u.a. ist ein Kiemenfaden am Ende in einen keulenförmigen Deckel umgewandelt, der beim Zurückschlüpfen des Tieres in die Röhre letztere schließt; seltener kommen zwei solche Deckel vor. Die sehr zahlreichen Arten finden sich über alle Meere zerstreut und werden auch in Aquarien gehalten, wo sie mit ihrem vor der Mündung der Röhre entfalteten zarten Kiemenfächer einen anziehenden Anblick gewähren (s. Tafel »Aquarium I«, Fig. 29 u. 30).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 60-61.
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