Rotfäule

[178] Rotfäule (Kern-, Ast-, Stockfäule), im allgemeinen eine Krankheit der Bäume, bei der der lebende Holzkörper durch die Wucherung von Pilzmycelien tiefgreifende Zerstörungen erfährt und zuletzt in eine rotbraune, leicht zerreibliche, pulverförmige Masse sich umwandelt. Vorzugsweise sind zahlreiche Polyporeen (s. Polyporus) als forstschädliche Holzzerstörer bekannt. Allgemein verbreitet auf Nadelhölzern (wie Kiefern, Lärchen, seltener an Fichten und Weißtannen) ist Trametes Pini (Ochroporus Pini), dessen holzige, halbkreisförmige, zuerst rostfarbige, dann schwärzliche, mit gelben oder ockerbraunen Poren versehene Fruchtkörper an den Astlöchern der Baumstämme hervorbrechen. Das Holz färbt sich durch die Einwirkung des Myceliums tief rotbraun mit weißen Flecken und erhält unregelmäßige Löcher, die sich in der Längsrichtung vergrößern (Ring- oder Kernschäle, Rindenschäle). Durch eine verwandte Art (Ochroporus fulvus) wird das Holz der Weißtanne in eine gelbe, mit kurzen weißen Längsstrichen durchzogene Masse verwandelt (Weißfäule). Von der Wurzel aus greift Trametes radiciperda (Heterobasidium annosum) Fichten und Kiefern an, deren Holz dabei eine schmutzigviolette, zuletzt bräunliche Färbung und schwammartige Beschaffenheit annimmt (Wurzelfäule, R. der Nadelhölzer). Die Fruchtkörper bilden an den Wurzeln dünne, holzige, innen weißliche, oben braune Krusten mit seinen, hell ockerfarbigen Poren. Bisweilen werden ganze Bestände von Kiefern durch diesen Pilz getötet, dessen Verbreitung nicht nur durch die Mycelien von Wurzel zu Wurzel stattfindet, sondern auch durch eine eigentümliche, an Aspergillus erinnernde Konidienform wesentlich erleichtert wird. Eine andre Art von R. wird an Nadelhölzern durch Ochroporus sistotremoides hervorgerufen, der ebenfalls zunächst die Wurzeln angreift und von da in den Holzkörper des Stammes eindringt. Ähnliche Krankheiten wie die R. der rezenten Waldbäume scheinen schon in der Tertiärzeit die Stämme der Bernsteinbäume (Pinus succinifera) angegriffen und die Bernsteinbildung veranlaßt zu haben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 178.
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