Kiefer [1]

[882] Kiefer (Maxilla, Mandibula), die harten Teile um den Mund, die mittels besonderer Muskeln bewegt werden und die Aufnahme der Nahrung, meist auch ihre Zerkleinerung (das Kauen) besorgen. Vielen Tieren, darunter auch einigen höhern, fehlen sie. Bei den Gliederfüßern sind es umgewandelte Gliedmaßen; so werden bei vielen Krebsen die Schwimmfüße der Larve zu den Kiefern des ausgebildeten Tieres, wobei sie Gestalt und Bau wesentlich verändern. Gliedmaßen, die zwischen Beinen und Kiefern die Mitte halten, nennt man Kieferfüße (s. d.). Von besonderer Form sind die K. bei manchen Seeigeln, indem sie, fünf an der Zahl, mit den sie verbindenden harten Teilen des Mundskeletts eine hohle fünfseitige Pyramide (sogen. Laterne des Aristoteles, s. Tafel »Stachelhäuter«) bilden. Ebenfalls sehr charakteristisch, und zwar von Gestalt eines Vogelschnabels, sind die K. bei den Tintenschnecken. Bei Krebsen, Insekten etc. bewegen sich die K. in ihrer ursprünglichen Form seitlich gegeneinander, verwandeln sich jedoch häufig in röhrenartige Saugapparate (z. B. bei Schmetterlingen in den Rüssel) oder auch in Stechborsten. Es sind ihrer in der Regel drei Paare, von denen das vorderste Mandibeln, die beiden andern Maxillen heißen. Bei den Wirbeltieren bewegt sich der Unterkiefer (mandibula) senkrecht gegen den gewöhnlich unbeweglichen Oberkiefer (maxilla); beide K. tragen meist Zähne und sind nur selten (z. B. bei den Vögeln) zahnlos und mit Horn bekleidet (s. Schnabel). Der Unterkiefer besteht aus zwei seitlichen, gewöhnlich aber in der Mittellinie des Gesichts miteinander verschmolzenen Stücken; der Oberkiefer ist ebenfalls doppelt, jedoch stoßen sein rechter und linker Teil nicht direkt aneinander, sondern sind durch den sogen. Zwischenkiefer (s. d.) getrennt. Wegen der K. des Menschen vgl. Schädel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 882.
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