[903] Steinitz, Wilhelm, Schachspieler, geb. 18. Mai 1837 in Prag, gest. 12. Aug. 1900 in New York, galt schon als Knabe für den besten Schachkämpen seiner Vaterstadt. In dem großen internationalen Wettstreit zu London (mit Anderssen, Paulsen u. a.) gewann er 1862 den letzten der sechs Preise, blieb in London und machte das Schach zu seinem Hauptberuf. 1866 siegte er im Wettkampf mit acht zu sechs Spielen gegen Anderssen. In Wien erstritt er 1873 den Kaiserpreis von 2000 Gulden. 1883 in London, wo Zukertort Erster blieb, mußte er sich mit der zweiten Stelle begnügen; doch schlug er Zukertort in Amerika im Einzelwettkampf 1886 mit 10 gegen 5 Gewinn bei 5 Remisspielen. Ferner stellte sich S., seitdem als »champion of the world« anerkannt, dem Russen Tschigorin auf Cuba, der eine Minderheit der Gewinnpartien erzielte. 1890 verteidigte er seinen Charakter als »Kämpe der Welt« erfolgreich gegen Gunsberg, 1892 desgleichen nochmals gegen Tschigorin (10 gegen 8 Gewinnpartien, 5 Remisen), an den er anderseits 2 Kabel-Korrespondenzpartien verlor; 1894 und 1896 unterlag er aber in zwei (in Amerika und Rußland ausgefochtenen) Matches ganz entscheidend gegen den aufstrebenden jungen Meister Emanuel Lasker. Zuletzt verfiel er dem Irrsinn. S. ist der Begründer der »jungen oder neuen Schule«, der erste Vertreter vorsichtigen Positionsspiels, ein Meister seiner Taktik. Seine Erfolge würden noch größer, vielleicht auch noch dauernder gewesen sein, wenn er nicht die Gewohnheit gehabt hätte, selbst im ernsten Kampfe ungünstige theoretische Neuerungen eigensinnig zu verfechten. Er schrieb: »Modern Chess Instructor« (Bd. 1, New York 1889). Vgl. Devidé, A memorial to William S. (New York 1901).[903]
Meyers-1905: Steinitz
Pataky-1898: Steinitz, Frl. Franziska · Steinitz, Frau Clara