Lasker

[208] Lasker, 1) Eduard, deutscher Politiker, geb. 14. Okt. 1829 in Jarotschin (Posen) von jüdischen Eltern, gest. 5. Jan. 1884 in New York, studierte seit 1847 in Breslau und in Berlin Mathematik und Rechtswissenschaft, beteiligte sich im Oktober 1848 in der akademischen Legion an den Kämpfen in Wien, wurde 1851 Auskultator am Berliner Stadtgericht, lebte drei Jahre in England, kehrte 1856 als Referendar in den preußischen Staatsdienst zurück und wurde 1858 Assessor am Berliner Stadtgericht. Mehrere Abhandlungen in Oppenheims »Deutschen Jahrbüchern« (1861–64), die später u. d. T.: »Zur Verfassungsgeschichte Preußens« (Leipz. 1874) gesammelt erschienen, machten L. zuerst bekannt. 1865 in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt, hielt er sich zur Fortschrittspartei und zählte bald zu deren hervorragendsten Persönlichkeiten. 1866 war L. einer der Gründer und seitdem einer der Führer der national- liberalen Partei im Abgeordnetenhaus und im norddeutschen wie im deutschen Reichstag und hatte an dem Zustandekommen der zahlreichen organisatorischen Gesetze hervorragenden Anteil. In der hohen Politik vertrat er die Sache der nationalen Einigung wie der konstitutionellen Freiheit. Großes Aufsehen erregte seine Rede vom 7. Febr. 1873 über die schwindelhaften Gründungen, namentlich die Beteiligung des Geheimrats Wagener. Nachdem er 1870 Rechtsanwalt beim Stadtgericht geworden, trat er 1873 als Syndikus des Pfandbriefamtes in den Dienst der Stadt Berlin und ward 1876 Mitglied des Verwaltungsgerichts. 1873 ward er von der Leipziger Juristenfakultät zum Doktor der Rechte und 1875 von der Freiburger Universität zum Ehrendoktor der Philosophie promoviert. In seiner Partei sank Laskers Einfluß, als ihn der Reichskanzler wegen seiner Opposition gegen Regierungsvorschläge wiederholt heftig angriff. Da L., seit 1879 dem Abgeordnetenhause nicht mehr angehörig, in wichtigen Fragen, wie der Wirtschafts- und Steuerreform, dem Sozialistengesetz u.a., nicht mehr mit der Mehrheit der nationalliberalen Reichstagsfraktion übereinstimmte schied er im März 1880 aus derselben aus und schloß sich den Sezessionisten an. Seit längerer Zeit kränkelnd, reiste er 1883 nach Nordamerika, wo er, im Begriff, in die Heimat zurückzukehren, an einem Schlaganfall starb. Er ward 28. Jan. in Berlin beigesetzt. Das Repräsentantenhaus in Washington beschloß 9. Jan. für L. eine Resolution und übermittelte sie zur Abgabe an den Reichstag dem Reichskanzler, der sie aber nicht annahm. Von den Schriften Laskers sind noch zu erwähnen: »Zur Geschichte der parlamentarischen Entwickelung Preußens« (Leipz. 1873); »Die Zukunft des Deutschen Reichs« (das. 1877);[208] »Wege und Ziele der Kulturentwickelung«, Essays (das. 1881); außerdem (anonym) »Erlebnisse einer Mannesseele« (hrsg. von B. Auerbach, Stuttg. 1873; von L. selbst aus dem Buchhandel zurückgezogen). Aus dem Nachlaß erschien: »Fünfzehn Jahre parlamentarischer Geschichte, 1866–1880« (hrsg. von Cahn, Berl. 1902). Vgl. Bamberger, Eduard L., Gedenkrede (Leipz. 1884); A. Wolff, Zur Erinnerung an E. L. (Berl. 1884); Freund, Einiges über E. L. (Leipz. 1885).

2) Emanuel, Schachmeister, geb. 24. Dez. 1868 in Berlinchen, erwählte das mathematische Fach als Beruf, pflegte aber zugleich schon frühzeitig das Schach mit großem Erfolg. Er erwarb die Meisterschaft 1889 auf dem Kongreß des Deutschen Schachbundes in Breslau. Dann gewann er verschiedene Turniere und Matches (gegen Blackburne, Bird und J. Mieses), ohne dabei eine einzige Partie zu verlieren. Daran schloß sich sein Kampf gegen den freilich schon alternden Weltmeister Steinitz (1894), den er mit 10: 5 besiegte. Damit hatte L. die Weltmeisterschaft errungen, die ihm von Steinitz in einem Revanchewettkampf (1897) auch nicht wieder entrissen werden konnte. Seine weitern großen Siege (Winter 1895/96 im Petersburger Viererwettkampf, 1896 Nürnberg, 1899 London, 1900 Paris) befestigten seinen Ruf. In den folgenden Jahren hielt er sich aus beruflichen Gründen (er war als Lehrer der Mathematik an verschiedenen Hochschulen in England und Amerika tätig) von den großen Turnierspielen fern, bis er 1904 an dem internationalen Turnier in Cambridge Springs (Nordamerika) teilnahm, wobei der Amerikaner F. J. Marshall den ersten Preis gewann, während L. mit D.Janowski den zweiten und dritten Preis teilen mußte. Laskers Spiel zeichnet sich durch seine Beurteilung der Position aus und trug wesentlich dazu bei, die moderne Schule des Schachspiels auszugestalten. Seit Anfang 1905 gibt er in New York eine Schachzeitung: »Lasker's Chess Magazine«, heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 208-209.
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