[316] Taoismus (Tauismus, von dem chines. Tao, »Vernunft«), die Religion der chinesischen Sekte der Taosse, die den Weisen Laotse als ihren Stifter verehrt, ohne ihn jedoch zu verstehen. Der besonders in den niedern Klassen der Bevölkerung verbreitete, als Staatsreligion anerkannte T. ist jetzt ein stark mit buddhistischen Elementen, so besonders mit dem Glauben an Seelenwanderung, durchsetzter roher Naturkultus, bei dem Geisterbeschwörungen durch die Priester, Taotse, eine große Rolle spielen. Das Haupt der zahllosen Götter und Genien ist der Jüwangschangti (der »Jadekaiser, erhabene Monarch«), unter den Genien stehen die Pasien (»acht Genien«) mit dem Scheusing (»Gott des langen Lebens«) obenan. An der Spitze der Priester, die in Weltgeistliche und Klostergeistliche, letztere mit dem Gelübde der Ehelosigkeit, zerfallen, steht der Thientse (»Himmelsmeister«), eine Inkarnation des Jüwangschangti, der an der Nordgrenze von Fukien auf dem Lungfuschan residiert, ohne jedoch irgendwelchen entscheidenden Einfluß auszuüben. Der. T. war früher am Hofe der chinesischen Kaiser sehr angesehen und besitzt aus früherer Zeit eine auch von Andersgläubigen geschätzte, teilweise großartige Literatur, ist indes im Laufe der Zeit sehr herabgekommen und jetzt wenig geachtet (s. Laotse). Vgl. unter andern de Rosny, Le Taoïsme (Par. 1892).