Totwasser

[642] Totwasser (totes Wasser), eine von nordischen, besonders skandinavischen Seeleuten öfters erwähnte Erscheinung, bei der scheinbar ohne Grund das Schiff seine Steuerfähigkeit oder seine Fahrt fast ganz verliert. Nach den Experimenten und Rechnungen Ekmans, die[642] in ähnlichen Arbeiten Russells und Lord Kelvins Stütze finden, wird T. hervorgerufen durch in einiger Tiefe auftretende, an der Oberfläche zunächst nicht immer sichtbare fortschreitende Wellen in der Grenzfläche zwischen zwei verschiedenartigen Wasserschichten, z. B. zwischen leichtem (süßem) Oberflächenwasser und darunterliegendem schweren Tiefenwasser (Seewasser). Daher die Häufigkeit des Totwassers in Fjorden, in der Ostsee und in polaren Gewässern, wo leichtes Schmelzwasser das Seewasser überdeckt. Das Schiff selbst verursacht die Entstehung der Grenzflächenwellen; mit Gezeiten oder Strömungen braucht T. nach dieser Erklärung nicht verbunden zu sein, was durch die Gegenden, in denen T. auftritt, fast durchweg bestätigt wird. Die den Niveauschwankungen der Grenzwellen entsprechende Energiemenge vermindert die Fahrt des Schiffes; die relativ zum ganzen Schiff unveränderliche Lage der Wellen hebt dessen Steuerfähigkeit auf. Vgl. Ekman, On dead water (The Norwegian North Polar Expedition, Bd. 5, Christiania 1904; deutsch im Auszuge in den »Annalen der Hydrographie«, Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 642-643.
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