Überbein

[855] Überbein (griech. Ganglion), eine meist länglich-runde, etwa bohnengroße, nicht schmerzhafte und von gesunder Haut bedeckte harte Anschwellung in der Nähe gewisser Gelenke, namentlich des Handgelenks, am Fußrücken etc. Die Überbeine stehen immer in naher anatomischer Beziehung zu den Gelenkkapseln und Sehnenscheiden, neben denen sie liegen, und sind cystenartige Bildungen mit dünner fibröser Hülle und mit dickflüssiger, gallertartiger oder erstarrter und glasig-durchsichtiger Masse erfüllt. Diese Inhaltsmasse ist wahrscheinlich eingedickte Gelenkschmiere, der Sack des Überbeins aber ist eine Ausstülpung der innern Auskleidungsmembran einer Sehnenscheide oder eines Kapselbandes. Das Ü. entsteht bald ohne nachweisbare Ursache, bald durch übermäßige Anstrengung, Dehnung und Zerrung eines Gelenkes. Die meisten Überbeine veranlassen keine Beschwerden, zuweilen aber beeinträchtigen sie die Bewegungen der Hand oder des Fußes mehr oder weniger erheblich. Zur Beseitigung des Überbeins reicht oft fortgesetztes Kneten aus, sonst zerdrückt man es mit den Fingern oder zersprengt es durch Aufschlagen mit einem Hammer, nachdem man zuvor die Stelle durch Watte gut geschützt hat. Führt dies nicht zum Ziele, so muß das Ü. angestochen und sein Inhalt ausgedrückt, oder die ganze Geschwulst mit dem Messer ausgeschält werden. – Bei Pferden heißen Überbeine hügelige Knochenauflagerungen, die nicht selten am Unterkiefer, besonders häufig aber an den Füßen, namentlich an den (Vorder-, bez. Hinter-) Mittelfußknochen (fälschlich Schienbeine) vorkommen. Sie sind die Produkte begrenzter Knochenhautentzündungen infolge von Verletzungen (Schlägen etc.) oder von Zerrungen der am Knochen sich anheftenden Bänder. Sie können Lahmheit bedingen in der Nähe von Gelenken und da, wo Sehnen über sie hinwegziehen. An andern Stellen, z. B. an den Seitenflächen der Mittelfußknochen, bilden sie nur Schönheitsfehler.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 855.
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