Seit 1877 benutzt man zum Scheiden der Milch in Rahm und Magermilch die Zentrifugalkraft. Mit einer damaligen Lefeldtschen Zentrifuge konnte man 100 kg Milch in etwa einer Stunde bei 30° ebenso stark entrahmen, wie bei Anwendung des Holsteinschen Aufrahmungsverfahrens in 36 Stunden, also bis auf einen Fettgehalt der Magermilch von etwa 0,6 Proz. Heute entrahmt eine Zentrifuge 100 kg Milch in 3 Minuten bei 30° bis auf einen Fettgehalt von 0,15 Proz. Und dabei kostet eine neue Zentrifuge kaum mehr als eine alte. Die ältesten und bekanntesten Zentrifugen für Maschinenbetrieb sind die von Lefeldt, von Nielsen u. Petersen, später Burmeister u. Wain und von de Laval. Zu ihnen kamen noch 1888 die Balance-Zentrifugen und 1890 die Alfaseparatoren. Von den Zentrifugen dieser fünf Systeme, die auch jetzt noch in Deutschland vorwiegend gebraucht werden, haben die Alfaseparatoren wohl die weiteste Verbreitung gefunden. Man baut Zentrifugen für Hand-, Göpel-, Dampf- und Dampfturbinenbetrieb.
De Lavals Separator, die erste ununterbrochen arbeitende Zentrifuge, die in Deutschland bekannt wurde, besteht aus der stählernen Zentrifugentrommel A (Fig. 1), die bei 30 cm größtem Durchmesser 7 Lit. Milch faßt und in ihrer untern Hälfte von einem eisernen Mantel g g umgeben ist, der durch die Wand D gestützt wird.
Der Antrieb der senkrechten, das Gefäß A tragenden Welle l erfolgt durch die Schnurscheibe k. Die Milch passiert zuerst den Jönssonsschen Vorwärmer. Sie gelangt aus dem Vollmilchbassin durch den Hahn H vermittelst des Schwimmers s r in das Gefäß h, läuft durch dessen Rohr i nach dem Boden des doppelwandigen Vorwärmers und füllt den innern topfartigen Raum t an. Das untere Ende des Rohres i ist mit Öffnungen versehen, die durch entsprechende Schlitze o e mit der am Vorwärmerboden befestigten Hülse korrespondieren und durch Drehen des Gefäßes h zur Regulierung des Milchzuflusses mehr oder weniger geschlossen werden können.
Der Raum w wird mit Wasser gefüllt, in welches durch das Rohr o Dampf geleitet wird. Kondensationswasser tritt durch o1 aus. Die Milch fließt nach Füllung von t langsam über die Wand von w herab und wird durch den Blechdeckel v aufgefangen und durch dessen Trichter u in die Separatortrommel geführt. Sie fließt zunächst in den Becher a und aus diesem durch das seitliche Rohr in die Trommel, wo sie durch die Blechwand bl gezwungen wird, die Drehung der Trommel mitzumachen. In der Trommel wird die Milch in Magermilch und Rahm zerlegt, und letzterer fließt bei d über den Rand des Trommelhalses in den aus übereinander gesetzten Blechtellern gebildeten Kranz C, um durch das seitliche Rohr r abzufließen. Die Magermilch wird durch das bis fast zum Umfang der Trommel reichende Rohr b abgeleitet, gelangt durch die Öffnung c in den ebenfalls durch Blechteller gebildeten Ring B und tritt durch das Rohr r1 aus. Die Schraube f reguliert die Größe der Öffnung c und damit das Mengenverhältnis zwischen Magermilch und Rahm. Die Welle l sitzt auf der eigentlichen Triebwelle in der Holzbüchse m, die Triebwelle endet mit einem Stift in der untern Büchse n, an deren Unterseite sich eine Schraube s zur Hebung der Triebwelle befindet. Die Näpfe p u. p1 dienen zur Aufnahme von Schmieröl, z l ist ein Zählwerk. Die Separatoren wurden im Laufe der Zeit sehr bedeutend verbessert und erhielten eine Einfachheit der Konstruktion, wie sie weitergehend kaum gedacht werden kann._ Eine außerordentliche Steigerung seiner Leistungsfähigkeit hat der Separator durch eine Erfindung Bechtolsheims erfahren, die darin besteht, daß in die Trommel eine Anzahl von Tellern eingesetzt wird (Fig. 2 Alfaseparator).
Die Milch fließt von dem untern Teil der Trommel nach oben und passiert dabei die Zwischenräume zwischen den Blechtellern in beständigem Strom von innen nach außen und wieder von außen nach innen, wodurch eine viel schnellere Entrahmung stattfindet. Auch diese Zentrifugen wurden wesentlich verbessert, besonders durch eine bessere Zuleitung der Milch, durch Vergrößerung des Raumes für die Ablagerung des Zentrifugenschlammes u. durch Einrichtungen, welche die Sicherheit des Personals während des Betriebs erhöhen. Zum direkten Dampfbetrieb hat de Laval das Gestell der Zentrifuge mit einer Dampfturbine verbunden (Fig.5), und es genügt, um sie in Betrieb zu setzen, den Hahn der Dampfleitung aufzudrehen.
Die zum Buttern dienenden Butterfässer bestehen aus einem Gefäß, in dem der Rahm auf verschiedene Weise in Bewegung gesetzt wird. Man unterscheidet Stoßbutterfässer mit stehendem Faß und auf und ab gehendem Stößer, Schlagbutterfässer mit horizontaler oder vertikaler, mit Schlägern versehener Welle und Roll- oder Wiegenbutterfässer, bei denen die ganze Tonne oder der Kasten mit dem Rahm in Bewegung gesetzt wird. Von den Schlagbutterfässern besteht z.B. das holsteinische Butterfaß (Fig. 3) aus einer etwas konischen, nach unten sich erweiternden Tonne, die zwischen zwei Pfosten eingehängt ist und nach Entfernung eines Stiftes umgekippt werden kann. In einer Öffnung des Deckels steckt ein Thermometer. Die vertikale Holzwelle steht mit der vertikalen Triebstange vermittelst einer verschiebbaren Hülse in leicht zu lösender Verbindung. Die Triebstange besitzt ein Zahnrad, das in ein zweites Zahnrad der durch Treibriemen zu bewegenden horizontalen Welle eingreift. Durch Verschiebung dieses zweiten Zahnrades kann die Verbindung desselben mit dem ersten beliebig gelöst und wiederhergestellt werden. An der vertikalen Holzwelle sitzt ein einfacher Flügelrahmen, während 24 Schlagleisten an der innern Wand des Fasses ein wenig schräg stehen, so daß sich der obere Teil dem rotierenden Flügelrahmen entgegenneigt.
Zu den Rollbutterfässern gehört das Viktoriabutterfaß (Fig. 4). Es besitzt keine Schläger, sondern wirkt dadurch, daß der Rahm bei der rotierenden, resp. schaukelnden Bewegung des Fasses sehr stark gegen die Wände des Fasses geschlagen wird. Man hat auch versucht, die Butterung unmittelbar mit der Rahmabscheidung zu verbinden. Bei de Lavals Butterseparator (Fig. 5) läuft der Rahm aus der Zentrifuge auf den aus einer Reihe von hohlen Tellern bestehenden Kühler und gelangt von diesem mit etwa 16° durch ein gebogenes Rohr in die aus einem doppelwandigen Zylinder bestehende wagerechte Buttermaschine, deren Schlägerwerk durch Schnurbetrieb von der Spindel der Separatortrommel aus in Bewegung gesetzt wird und 3600 Umdrehungen in 1 Minute macht.
Bei Johanßons Butterextraktor wird der Rahm an der Stelle im Innern der Zentrifugentrommel, an der er sich abscheidet, verbuttert; ähnlich ist der Butterakkumulator von Wahlin, bei dem der Rahm aber aus der Zentrifugentrommel direkt in einen auf derselben angebrachten Akkumulator steigt. Dies geschieht auch bei dem Radiator von Salenius, der aber mit Kühlvorrichtungen versehen ist, um die pasteurisierte Milch in der Zentrifugentrommel abzukühlen und schließlich auf die geeignete Butterungstemperatur zu bringen. Diese Apparate ermöglichen, völlig süßen Rahm zu verbuttern und geben eine der Menge nach, aber nicht in der Qualität, befriedigende Ausbeute.
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