CXXXII.

[263] Das Feuer, das die Araber in finstrer langer [Rand: Dschami. 833.] Nacht in der Wüste anzünden, um verirrte Wanderer zurechte zu führen und zu sich zu laden, heißt mit einem eigenen Namen: das Feuer der Dörfer oder der Gastfreundschaft.

Asmai erzählt, daß er einst in wilder stürmischer Nacht auf ein solches Feuer zugegangen, und einen Araber dabey gefunden, der seinen Sklaven mit folgenden Versen zur Unterhaltung des Feuers ermunterte:


Schwarz ist die Nacht, wild brauset der Sturm durch wirbelnden Sand her.

Mächtig entlodre die Flamm', weit in der Wüste gesehn.

Bringt sie vielleicht zu uns verirrte Söhne des Weges:

Frey alsdann, o Sohn! magst du gehen den Weg.


Asmai nahte sich, und ward auf das gastfreundlichste empfangen. Dem Sklaven, der das Feuer unterhalten hatte, ward versprochenermaßen sogleich die Freyheit geschenket.

Durch drey Tage dauerte die Bewirthung. Jeden Tag ward ein Kameel geschlachtet, und Asmai mit keiner einzigen der gewohnten Fragen, wer er sey, woher er komme, wohin er gehe, belästiget. Asmai gab seinem Wirthe seine Verwunderung zu[263] erkennen über diese liberale Aufnahme, und dieser antwortete:


Wenn ich den Gast nicht frage, wohin und woher ihn der Weg führt,

So geschieht es allein, weil ich behalten ihn will.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 263-264.
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