Sechsundsiebzigste Geschichte

[68] geschah: Rabbi Chome bar Bisse, der ging auch lernen zwölf Jahr. Da er nun wieder heim ging, da sagt er: »Ich will nit tan wie Chachinoi getan hat, der is urblitzlung in sein Haus gegangen.« Was tät er? Er ging hin un setzt sich vor das Bethhamidrasch (Lehrhaus) un er entbietet heim, wie er so wieder gekommen. Da kam Rebbe, sein Sohn, in das Bethhamidrasch un setzt sich vor ihn, aber er kennt ihn nit. Un der Rebbe frägt den Rabbi Chome eppes in der Haloche. Da sah Rabbi Chome wie er so ein großer Charef (Sachverständiger) war im Pilpul (Disputation, Streit). Da hub der Rabbi Chome an: »Wär ich derheim geblieben so hätt ich vielleicht auch so ein solchen Sohn bekommen.« Er meint, er wollt mit seinem Sohn auch so wol gelernt haben. Un so ging er heim in sein Haus un wie er derheim war, da kam sein Sohn Rebbe auch zu gehn.[68] Da stund der Rabbi Chome vor dem Rebbe auf, denn der Rabbi Chome meint, er wollt eppes (etwas) wieder frägen in der Haloche, denn er wußt nit, daß es sein Sohn war. Da hebt Rabbi Chome sein Weib an: »Das is nit der Seder (Sitte), daß ein Vater soll aufstehn gegen seinen Sohn.« Da hebt Rabbi Chome an: »Was is das? Ich hör wol, daß das mein Sohn is. Ei, gelobt, sei Gott, der mir derweil ein solchen Sohn hat beschert, derweil ich bin außen gewesen.« Un Rabbi Chome, der ruft auf seinen Sohn den Posuk (Vers): »Der Faden, der da gedritt is, er soll nit bald zerrissen werden.« Denn der Rabbi Oschije der frägt auch sein Herrlein Bisse. Un wenn einer Encklich hat, die Thauroh lernen, so hat die Thauroh ein Kium (Bestand), daß die Thauroh bleibt bei ihm stehn.

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 68-69.
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