Achtundsiebzigste Geschichte

[69] geschah: Reb Hune der tät Gras zusammen binden un verkauft es vor großer Armut wegen, daß er könnt Kiddusch-Wein drum kaufen. Da kam Reb Anan derzu un fragt den Reb Hune, was er tät, un sagt: »Was soll dir das Gras, das du zusammen bindest?« Da sprach Reb Hune: »Ich hab Schabbes kein Kiddusch-Wein gehabt, da hab ich müssen mein Schabbes-Mantel versetzen, daß ich hab mir Kiddusch-Wein drum gekauft. Un jetzunder will ich das Gras verkaufen un will mein Schabbes-Mantel wieder auslösen.« Da sprach Raw zu ihm: »Es soll sein der Willen von dem der gelobt sei, daß du sollst umwinden sein mit eitel seiden Kleider.« Un da nun Raba, der Sohn von Reb Hune Broche (Segensprüche sagen) tät,[69] un unter die Chuppe (Trauhimmel) gegangen war, so ging Reb Hune, der war gar ein kleiner Mann, un legt er sich hernieder auf ein Bett un schlief. Un Niemand hat ihn gesehen liegen. Da kamen seine Töchter un sein Schnur un legen ihre seiden Kleider aus un warfen sie auf das Bett, un deckten ihn ganz dermit zu. Aber sie sahen ihn nit. Sie täten es nit gern. Da kam Reb Jossef eben derzu. Da sprach Reb Jauchenen wider Reb Hune: Die Broche (der Segen) vom Raw is izunder an dir bestätigt geworden, die er dich gebenscht (gesegnet) hat, du sollst umgewunden sein mit seidene Kleidern. Wie nun Raw die Schmue (Geschichte) hat gehört, da zörnt er gar sehr. Da sprach Reb Hune: »Warum zörnst du über mich? Du hast mich doch also gebenscht un dein Benschung is wahr geworden.« Da sprach Raw: »Du hast sollen sagen, du sollst auch also gebenscht sein, wie ich bin gebenscht geworden.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 69-70.
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