Zweihundertzwölfte Geschichte

[258] geschah in Tagen des Rabbi Chanine. Da war auch eine Frau, die hat auch gelüstet am heiligen Jomkipur zu essen. Da gingen die Leut zu Rabbi Chanine un fragten ihn, ob man ihr sollt zu essen geben oder nit. Da sagt Rabbi Chanine, man sollt ihr ins Ohr heimlich sagen, wie heut Jomkipur is, un sollt sehen ob sie dran genugen hätt. Also täten die Leut gleich wie Rabbi Chanine geheißen hat. Un man sagt ihr in ein Ohr, es is heut Jomkipur, man darf nit essen. Da wollt sie nit danach hören un wollt doch mit Gewalt Essen haben. Da leient (liest) Rabbi Chanine den Posuk (Vers) auf die Frau: Sie entfremden sich, die Bösewichter, schon vom Mutterleibe her. Da sie nun gelag, gewann sie einen Sohn, der hieß Schabssai ojzer peri, der war ein großer Rosche (Bösewicht).

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 258.
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