Kobolde.

[192] Je seltener bei den Czechen Zwergsagen sind, desto zahlreicher die Sagen von Hausgeistern und Kobolden. Die Mater verborum unterscheidet zunächst screti (penates) šetek (genius) und d'as (genius) bože (genius).1 Die Uebersetzungen sind treffend. Der Skřet ist noch im heutigen Volksglauben der Böhmen ein Hausgeist, der verborgen im Hause lebte. Seinen liebsten Aufenthalt aber hat er hinter dem Herde.2 Ein ganz verwandter Geist ist der Šetek, unter welchem sich Wacehrad wohl einen Ortsgenius, Stättegott gedacht hat. Jetzt heißt er gewöhnlich Šotek und ist vielfach mit dem Skřitek identisch, der im Volksglauben vor ihm in den Hintergrund tritt. Ein anderer Name für den Hausgeist ist Hospodařiček (Wirthschafterchen) oder Spiritus (Spiritus familiaris Hausgeist). Einen solchen Šotek oder Hospodařiček kann man in Dienste nehmen oder sich erwerben. Wenn man das Erstlingsei einer schwarzen Henne sieben Tage und sieben Nächte lang unter dem linken Arme trägt, und während dieser Tage weder sich wäscht noch betet: kriecht am achten Tage ein kleines Teufelchen hervor, das verschiedene Gestalten annehmen kann und[193] dem Herrn Alles zuträgt, was er verlangt. Will man es los werden, so muß man es in eine Schachtel stecken und diese um ungerades Geld als leer verkaufen. Der dritte Käufer kann sich desselben nicht mehr entledigen. Wenn daher Jemand schnell reich wird, so sagt man má Šotka, er hat den Šotek oder den Hospodařiček. Wir haben es also hier offenbar mit den altslavischen Hausgöttern zu thun, welche wie die römischen Penaten für das Glück des Hauses sorgten und deren Bilder ihren Platz am Herde hatten.

Der Name Bože (Bůže kleiner Gott) ist aus dem heutigen Aberglauben verschwunden, der d'as aber zum Teufel geworden. Dafür heißen die Kobolde jetzt auch Rarášky.

1

Demon, scret. – genius, das; genius, stedegot (Stättegott) šetek – genium vocabant deum qui vim obtineret rerum omnium gerendarum, bože. – penates intimi et secretales, secreti. –

2

Mitgetheilt aus Czaslau v. Reg. Czermak.

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 192-194.
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