9. Der Donnersohn.1

[121] Der Donnersohn schloß mit dem Teufel einen Vertrag auf sieben Jahre, laut dessen der Teufel ihm als[122] Knecht dienen und unweigerlich in allen Stücken des Herrn Willen erfüllen sollte; zum Lohn für treue Dienste versprach [123] ihm der Donnersohn seine Seele zu geben. Der Teufel that seine Schuldigkeit gegen seinen Herrn, er scheute nicht die schwerste Arbeit und murrte nimmer über das Essen, denn er wußte ja, was für einen Lohn er nach sieben Jahren von Rechtswegen erhalten sollte. Sechs Jahre waren vorüber, und das siebente hatte begonnen, aber der Donnersohn hatte durchaus keine Lust, dem bösen Geist seine Seele so wohlfeilen Kaufes zu überlassen, und hoffte deßhalb durch irgend eine List den Klauen des Feindes zu entrinnen. Schon beim Abschluß des Vertrages hatte er dem alten Burschen den Streich gespielt, daß er ihm statt des eigenen Blutes Hahnenblut2 zur Besiegelung gab, und der Kurzsichtige hatte den Betrug nicht gemerkt. Und doch war eben dadurch das Band, welches die Seele des Donnersohns unauflöslich verstricken sollte ganz locker geworden. [124] Obgleich indeß das Ende der Dienstzeit immer näher rückte, hatte der Donnersohn sich immer noch keinen Kunstgriff ersonnen, der ihn frei machen konnte. Da traf es sich, daß an einem heißen Tage von Mittag her eine schwarze Wetterwolke aufstieg, die den Ausbruch eines schweren Gewitters drohte. Der alte Bursche verkroch sich sogleich in der Tiefe der Erde, zu welchem Behuf er immer ein Schlupfloch unter einem Steine bereit hatte. »Komm Brüderchen, und leiste mir Gesellschaft, bis das Ungewitter vorüber ist!« bat der Teufel seinen Herrn mit honigsüßer Zunge. »Was versprichst du mir, wenn ich deine Bitte erfülle?« fragte der Donnersohn. Der Teufel meinte, darüber könne man sich unten einigen, denn hier oben mochte er die Bedingungen nicht mehr besprechen, da die Wolke ihm jeden Augenblick über den Hals zu kommen drohte. Der Donnersohn dachte: heute hat die Furcht den alten Burschen ganz mürbe gemacht; wer weiß, ob es mir nicht glückt, mich von ihm los zu machen. So ging er denn mit ihm in die Höhle. Das Gewitter dauerte sehr lange, Krach folgte auf Krach, daß die Erde zitterte und die Felsen erbebten. Bei jeder Erschütterung drückte sich der alte Bursche die Fäuste gegen die Ohren und kniff die Augen fest zu; kalter Schweiß bedeckte seine zitternden Glieder, und er konnte kein Wort hervorbringen. Gegen Abend, als das Gewitter vorüber war, sagte er zum Donnersohn: »Wenn der alte Vater nicht dann und wann so viel Lärm und Getöse3 machte, so könnte ich mit ihm[125] schon durchkommen und könnte ruhig leben, da mir seine Pfeile unter der Erde nicht schaden können. Aber sein gräßliches Getöse greift mich so an, daß ich gleich die Besinnung verliere und nicht mehr weiß, was ich thue. Denjenigen, der mich von diesem Drangsal befreite, würde ich reichlich belohnen.« Der Donnersohn erwiederte: »Da ist kein besserer Rath, als dem alten Papa das Donnergeräth heimlich wegzunehmen.« »Ich würde es schon entwenden,« antwortete der Teufel, »wenn die Sache möglich wäre, aber der alte Kõu4 ist stets wachsam, er läßt weder Tag noch Nacht das Donnerwerkzeug aus den Augen, wie wäre da ein Entwenden möglich?« Der Donnersohn blieb aber dabei, daß sich die Sache wohl machen ließe. »Ja, wenn du mir helfen würdest,« rief der Teufel, »dann könnte der Anschlag vielleicht gelingen, ich allein komme damit nicht zu Gange.« Der Donnersohn versprach nun sein Helfershelfer zu werden, verlangte aber dafür keinen geringeren Lohn, als daß der Teufel den Seelenkauf rückgängig mache. »Meinethalben nimm drei Seelen, wenn du mich von dieser gräßlichen Noth und Angst befreist!« rief der Teufel vergnügt. Nun setzte ihm der [126] Donnersohn auseinander, in welcher Weise er die Entwendung für möglich halte, wenn sie sich Beide einmüthig und mit vereinten Kräften an's Werk machten. »Aber,« so schloß er, »wir müssen so lange warten, bis der alte Papa sich wieder einmal so sehr ermüdet, daß er in tiefen Schlaf fällt, denn gewöhnlich schläft er ja wie der Hase mit offenen Augen.«

Einige Zeit nach dieser Berathung brach ein schweres Gewitter aus, das lange anhielt. Der Teufel saß wieder mit dem Donnersohn in seinem Schlupfwinkel unter dem Steine. Die Furcht hatte den alten Burschen so betäubt, daß er kein Wort von dem hörte, was sein Gefährte sprach. Am Abend aber erstiegen Beide einen hohen Berg, wo der alte Bursche den Donnersohn auf seine Schultern hob und sich dann selber durch Zauber immer weiter in die Höhe reckte,5 wobei er sang:


»Recke, Brüderchen, dich aufwärts,

Wachse, Freundchen, in die Höhe!«


bis er zur Wolkengrenze hinaufgewachsen war. Als der Donnersohn über den Wolkenrand6 hinüber spähte, sah er den Papa Kõu ruhig schlafen, den Kopf auf zusammengeballte [127] Wolken gestützt, aber die rechte Hand lag quer über das Donnergeräth ausgestreckt. Man konnte das Instrument nicht fortnehmen, weil das Berühren der Hand den Schlafenden geweckt haben würde. Der Donnersohn kroch nun von der Schulter des alten Burschen in die Wolken hinein, schlich leise wie eine Katze näher und suchte sich durch List zu helfen. Er holte hinter seinem Ohre eine Laus hervor und setzte sie dem Papa Kõu zum Kitzeln auf die Nase. Der Alte nahm alsbald die Hand, um seine Nase zu kratzen, in demselben Augenblick aber packte der Donnersohn das frei gewordene Donnerwerkzeug und sprang vom Wolkenrand auf den Nacken des Teufels zurück, der mit ihm den Berg hinunter rannte, als hätte er Feuer hinter sich. Der alte Bursche hielt auch nicht eher an, als bis er die Hölle erreicht hatte. Hier verschloß er seinen Raub in eiserner Kammer hinter sieben Schlössern, dankte dem Donnersohn für die treffliche Hülfe und leistete auf dessen Seele völlig Verzicht.

Jetzt aber brach über die Welt und die Menschen ein Unglück herein, welches der Donnersohn nicht hatte vorhersehen können: die Wolken spendeten keinen Tropfen Feuchtigkeit mehr, und Alles welkte in der Dürre hin. – Habe ich leichtsinniger Weise dieses unerwartete Elend über die Leute gebracht, so muß ich suchen, die Sache, soweit möglich, wieder gut zu machen, – dachte der Donnersohn und überlegte, wie der Noth abzuhelfen sei. Er zog gen Norden an die finnische Grenze, wo ein berühmter Zauberer wohnte, entdeckte ihm den Raub und gab auch an, wo das Donnerwerkzeug gegenwärtig versteckt sei. Da sagte der Zauberer: »Zunächst muß dem alten [128] Vater Kõu Kunde werde, wo sein Donnergeräth festgehalten wird, er findet dann selbst wohl Mittel und Wege, wieder zu seinem Eigenthume zu gelangen.« Und er schickte dem alten Wolkenvater Botschaft durch den Adler des Nordens. Gleich am folgenden Morgen kam Kõu zum Zauberer, um ihm dafür zu danken, daß er die Spur des Diebstahls nachgewiesen hatte. Sodann verwandelte sich der Donnerer in einen Knaben, suchte einen Fischer auf und verdingte sich bei demselben als Sommerarbeiter. Er wußte nämlich, daß der Teufel häufig an den See kam, um Fische zu raffen, und hoffte ihn dort einmal zu treffen. Wiewohl nun der Knabe Pikker7 Tag und Nacht kein Auge von seinen Netzen verwandte, so verging doch eine Weile, ehe er des Feindes ansichtig wurde. Dem Fischer war es längst aufgefallen, daß oftmals die bei Nacht in den See gelassenen Netze am Morgen leer heraufgezogen wurden, aber er konnte die Ursache nicht erklären. Sein Knabe wußte freilich recht gut, wer der Fischdieb sei, aber er wollte nicht früher sprechen, als bis er seinem Herrn den Dieb auch zeigen könnte.

In einer mondhellen Nacht, als er mit seinem Herrn an den See kam, um nach den Netzen zu sehen, traf es sich, daß der Dieb gerade bei der Arbeit war. Als sie über den Rand ihres Kahnes in's Wasser blickten, sahen sie Beide, wie der alte Bursche aus den Maschen des Netzes Fische heraus holte und in seinen Schultersack stopfte. Am folgenden Tage ging der Fischer einen berühmten Zauberer um Hülfe an und bat ihn, den Dieb durch seine [129] Kunst dermaßen an das Netz zu bannen, daß er ohne Willen des Besitzers sich nicht los machen könne. Das geschah denn auch ganz nach des Fischers Wunsch. Als man am folgenden Tage das Netz aus dem See herauf wand, kam auch der alte Bursche mit an die Oberfläche und wurde an's Ufer gebracht. Hei! was er da vom Fischer und Fischerknaben durchgegerbt wurde! Da er ohne Willen des Zauberers vom Netze nicht loskommen konnte, so mußte er alle Hiebe ruhig hinnehmen. Die Fischer zerschlugen ihm wohl ein Fuder Prügelstecken auf dem Leibe, ohne hinzusehen auf welchen Körpertheil die Schläge fielen. Des alten Burschen Kopf blutete und war dick aufgeschwollen, die Augäpfel traten aus ihren Höhlen – es war ein gräßlicher Anblick – aber der Fischer und sein Knabe hatten kein Erbarmen mit dem gemarterten Teufel, sondern ruhten nur von Zeit zu Zeit aus, um von neuem darauf los zu dreschen. Als klägliches Bitten nicht half, bot der alte Bursche endlich ein hohes Lösegeld, ja er versprach dem Fischer die Hälfte seiner Habe und noch mehr, wenn der Bann gelöst würde. Der erzürnte Fischer ließ sich aber nicht eher auf den Handel ein, als bis ihm die letzte Kraft ausging, so daß er keinen Stock mehr rühren konnte. Endlich kam, nachdem ein Vertrag geschlossen worden, der alte Bursche mit Hülfe des Zauberers vom Netze los, worauf er den Fischer bat, er möge nebst seinem Knaben mit ihm kommen, um das Lösegeld abzuholen. Wer weiß, ob er nicht hoffte, sie noch durch irgend eine List zu betrügen.

Im Höllenhofe wurde den Gästen ein prächtiges Fest bereitet, das über eine Woche dauerte und bei welchem es [130] an Nichts fehlte. Der alte Wirth zeigte den Gästen seine Schatzkammern und geheimnißvollen Geräthe, und ließ von seinen Spielleuten dem Fischer zur Erheiterung die schönsten Weisen aufspielen. Eines Morgens sprach der Knabe Pikker heimlich zum Fischer: »Wenn du heute wieder bewirthet und geehrt wirst, so bitte dir aus, daß man das Instrument bringe, welches in der Eisenkammer hinter sieben Schlössern liegt.« Bei Tische, als die Männer schon einen halben Rausch hatten, bat der Fischer, man möge ihm das Instrument aus der geheimen Kammer zeigen. Der Teufel zeigte sich willig, holte das Instrument herbei und fing selbst an darauf zu spielen. Allein obgleich er aus Leibeskräften hineinblies und die Finger an der Röhre auf und ab bewegte, so war der Ton, den er herausbrachte, doch nicht besser als das Geschrei einer Katze, die in den Schwanz gekniffen wird, oder das Gequieke eines Ferkels, das man auf die Wolfsjagd nimmt.8 Lachend sagte der Fischer: »Quälet euch nicht umsonst ab! ich sehe wohl, daß aus euch doch kein Dudelsackbläser mehr wird! Mein Hüterknabe würde es besser machen.« »Oho!« rief der Teufel. – »Ihr meint vielleicht, das Blasen auf dem Dudelsack sei ungefähr wie das Flöten auf einem Weidenrohr, und haltet es für ein Kinderspiel? Komm, Freundchen, versuch' es erst, und wenn du oder dein Hüterknabe etwas wie einen Ton auf dem Instrumente hervorbringen könnt, so will ich nicht länger der Höllenwirth heißen.« »Da versuch's!« rief er und reichte das [131] Instrument dem Knaben hin. Der Knabe Pikker nahm es, als er aber den Mund an die Röhre setzte und hineinblies, da erbebten die Wände der Hölle, der Teufel und sein Gesinde fielen ohnmächtig hin und lagen wie todt da. Plötzlich stand an Stelle des Knaben der alte Vater Donnerer selbst neben dem Fischer, dankte für geleistete Hülfe und sagte: »Künftig, wenn mein Instrument wieder aus den Wolken ertönt, soll deinen Netzen reiche Gabe beschieden sein.« Dann trat er eilig die Heimkehr an.

Unterwegs kam ihm der Donnersohn entgegen, fiel auf die Knie, bereute seine Schuld und bat demüthig um Verzeihung. Der Vater Kõu sagte: »Oft genug vergeht sich des Menschen Leichtsinn gegen die Weisheit des Himmels; danke drum deinem Glücke, Söhnchen, daß ich wieder Macht habe, die Spuren des Elends zu vertilgen, welches deine Thorheit über die Leute gebracht hat.« Mit diesen Worten setzte er sich auf einen Stein und blies das Donnerinstrument, bis die Regenpforten sich aufthaten und die Erde tränkten. Den Donnersohn nahm der alte Kõu als Knecht zu sich, und da muß er noch sein.

1

Nota zu 9 u. 10. Beide Märchen behandeln einen und denselben Stoff: die Entwendung des Donnerwerkzeugs durch den dasselbe über Alles fürchtenden Teufel, welchem es der in einen Fischerknaben verwandelte Donnergott wieder abnimmt.

Was zunächst den Namen des Donnerwerkzeugs betrifft, so heißt es in beiden Märchen »pil«, womit zwar im Ehstnischen jedes Instrument bezeichnet wird, hier aber nur ein Blaseinstrument gemeint sein kann. Und zwar kein anderes als der bei den Ehsten seit uralter Zeit sehr beliebt gewesene Dudelsack, schwedisch dromm-pîp, drumm-pîpa. Drumm ist das Trompeten-Ende dieses Instruments, es brummt stets denselben Baßton und erweckt den Ehsten die Vorstellung des Donners. Im Inlande Jahrg. 1858, Nr. 6 ist eine Version unseres Märchens 10 abgedruckt, welche die Ueberschrift führt Müristaja mäng, was mit Donnertrommel übersetzt ist. Aber mäng bedeutet nicht Trommel, sondern Spiel, Spielzeug, und da es im »Inland« gegen den Schluß heißt: »er holt den ›Himmelsbrummer‹ hervor und setzt die fünf Finger an denselben,« so deutet dies offenbar keine Trommel, sondern ein Blaseinstrument an, den Dudelsack, der speciell toru-pil, Röhreninstrument, heißt, aber auch pil schlechtweg, wie in unserm Märchen 23, Pilli-Tiidu, Dudelsack-Tiidu. Von Trommel und Pauke heißt es im Ehstnischen trummi löma, die Trommel oder Pauke schlagen, und weder an Schamanentrommel noch an ein Tambourin ist bei dem Ausdrucke pil oder müristaja mäng zu denken. Nach Neus, myth. u. mag. Lieder der Ehsten S. 12. 13. vgl. mit 41. hängt das ehstnische müristamine, das Donnern, mit einem finnischen Verbum zusammen, welches vom Brummen des Bären gebraucht wird, und weist auch der ehstnische Name des Donnergotts, Kõu, auf ein finnisches Nomen für Bär zurück. Auch der nordische Donnergott, Thunar-Thor, führte den Beinamen des Bären. Also nicht der Schall einer Trommel, sondern das Gebrüll eines Thieres oder eines daran erinnernden Instruments wird dem Donner verglichen. Der ehstnische Donnergott entlockt dem Dudelsack furchtbare, aber auch liebliche Töne – schrecklichen Donner, aber auch sanft rieselnden Regen. Wenn die Vorstellung von dem Erregen des Gewitters durch ein Instrument wie die Sackpfeife eigenthümlich ehstnisch ist (nach Rußwurm, Sagen, Reval 1861. S. 134, ist der Dudelsack Erfindung Tara's, und steht mit den altheidnischen Volkssitten und Götterdiensten in Zusammenhang, weßhalb christlicher Eifer das Instrument auf den Teufel zurückführte), so kennt die ehstnische Sage doch auch den Äike oder Pikker, der Donner und Blitz hervorbringt, indem er auf einem Wagen mit erzbeschlagenen Rädern über Eisenbrücken dahin rasselt, Kalewipoëg III, 12 ff. vgl. mit XX, 728 ff. Hier wird man sogleich an Thunar-Thor erinnert.

Was den »Donnersohn« betrifft, so theilt Kreutzwald zu Boecler auf S. 11 mit, er (Kreutzwald) habe in Wierland (dem nordöstlichen Uferdistrict Ehstlands) den Namen Pikse-käse-pois, d.h. des Gewitters Befehlsknabe, gehört, aber nicht erfahren, wer damit gemeint sei. Nach ehstnischer Tradition ist der Lijonsengel, der in unserm Märchen 9 zum Fischer, und in 10 zum Fischer Lijon umgestaltet ist, Vermittler zwischen den Sterblichen und dem Tara oder Altvater, und »der Gott auf der Erde, der mit dem Gewitter zusammengeht.« So liegt die Vermuthung nahe, daß der Lijons-Engel (stamme er nun von dem biblischen »Legion« oder von dem ebenfalls biblischen »Elias«, russisch »Jljá«), der oben angeführte Befehlsknabe des Gewitters, und unser Donnersohn – eine und dieselbe Hypostase des Donnergottes selber sind. Nach Rußwurm Sagen, 1861. S. 131 hat auch der ehstnische Teufel einen kleinen Sohn, Thomas, der dem eigenen Vater zuweilen Possen spielt. Wie in unseren Märchen, so entweichen auch im Kalewipoëg, vgl. die oben citirten Stellen und X, 198, die bösen Geister vor ihrem »Züchtiger« und seinen Pfeilen in die Flut – das Wasser macht den Blitzstrahl unschädlich. Daß der Donnergott sich in einen Fischerknaben verwandelt, erinnert einigermaßen an Thors Fischfang mit Hymir. Mannhardt, Götterwelt, I, 218. L.

2

S. die Anm. S. 67 zum Märchen vom Tontlawald. L.

3

Castrén bemerkt in seinen Vorlesungen über finnische Mythologie, daß man den Donner viel mehr fürchtete als den Blitz, und daß man noch jetzt hie und da in Finnland beim Donnerwetter nicht wagt den Namen Ukko (Beherrscher des Himmels) zu nennen, oder irgend etwas Ungebührliches zu reden oder zu thun. L.

4

Kõu heißt der Donnergott; Pikne, Genitiv Pikse, war eigentlich der Blitzstrahl, wird aber auch für den Donnergott gebraucht. Auch die Formen Pitkne und Pikker kommen vor. Der Kalewipoëg X, 889 kennt eine Wetterjungfrau als Kõu's Tochter. L.

5

Im Kalewipoëg wird diese Kraft einem aus Nägelschnitzeln gemachten Hute zugeschrieben, den der Kalewsohn dem Höllenfürsten entwendet und nach gemachtem Gebrauche verbrennt. Vgl. die betr. Nota zu 11, der Zwerge Streit. L.

6

Nach Rußwurm, Sagen aus Hapsal, der Wiek, Oesel und Runö, Reval 1861, p. XVII, denken sich die Ehsten die Wolken als Gallert, und findet man nach Gewittern zuweilen Wolkenstücke auf der Erde, was Rußwurm auf eine Flechtenart (Tremella Nostoc) beziehen möchte. L.

7

Siehe die Anm. S. 122 ff. u.S. 126. L.

8

Man bringt das Ferkel zum Quieken, um dadurch die Wölfe anzulocken. L.

Quelle:
Kreutzwald, Friedrich Reinhold: Ehstnische Märchen. Halle: Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, 1869, S. 121-132.
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