Wie sie einen Holzblock transportierten

Die Fälinger wollten einmal Bretter schneiden. Nun lag der Holzblock auf der einen Seite des Hauses und die Sägekuhle auf der anderen. Da wußten sie nicht, wie sie den Block auf die Kuhle bringen sollten. Schließlich holten sie einen Zimmermann namens Ocke, der von allen als der klügste galt.

Der gab ihnen den Rat, den Block über das Haus zu ziehen, hinauf ginge es zwar schwer, aber hinunter um so leichter, denn dann laufe er von selbst. Damit waren alle einverstanden. Sie schnürten Stricke um den Holzblock, stiegen dann auf das Dach und zogen ihn hoch. Als sie ihn an der anderen Seite herunterrollen ließen, schoß er aber über die Kuhle hinweg. Nun zogen sie ihn nochmals auf das Haus, aber auch dieser Versuch schlug fehl. Ocke wußte aber wieder Rat: »Bindt mi man fast up de Block, ik schall hum wall so stüren, dat he richtig to liggen kummt«, meinte er.

»Ock, dat schall di nich vergeten worrn«, riefen die Fälinger und banden ihn an dem Block fest.

Ock und Block wurden nun losgelassen und rumpelten das Dach hinunter und geradewegs auf die Kuhle zu. Die Fälinger aber hielten sich die Seiten vor Lachen, denn es sah gar zu putzig aus, wie bald Ock, bald Block oben lag und sie sagten: »Dat gung di snaaks, bold Ocke boven, bold Blocke boven.«

Bei dem Sturz war aber Ocke der Kopf abgerissen worden. Als die Fälinger ihn nun losschnürten, konnten sie nicht begreifen, wie das geschehen war: »Wor heff he denn mit stüret?« fragte einer den andern.

Aber keiner wußte eine Antwort.

Sie dachten aber daran, daß sie Ocke ein Versprechen gegeben hatten und das einhalten müßten. Nun hatte Ocke Frau und Kinder hinterlassen, und sie beschlossen dafür zu sorgen. Da gingen sie zu der Frau und sprachen: »Dien Ocke is en starken Keerl, he heff us den Block ganz alleine up de Kuhle schlepet, man blot de Kopp is der offgahn, un he kann nich wedder upstahn. Nu schall he wall daute wesen, un du kannst nu mit deine Beenders ut de Kampsschwienetrog di dicke fräten.« Und so geschah's.


Sundermann, Friedrich: Der Upstalsboom. Ostfrieslands Volksüberlieferungen [...] 1. Aurich 1922, S. 1169–1170.

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Der Abschnitt enthält Texte aus Friesland, deren Quellen jeweils unterhalb des Textes vermerkt sind.
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