[233] 50. Vom klugen Bauer.

[233] Vgl. Gesta Romanorum Cap. 57, Cento Novelle ed. Borghini Nov. VI. d'Ouville, Élite des contes, à la Haye 1703, II, 155. In den Gestis Romanorum sagt der Schmied Focus zum Kaiser Titus, er müsse täglich zwei Denare bezahlen, die er in seiner Jugend geliehen habe – nemlich von seinem Vater, zwei verleihe er – an seinen Sohn, zwei verliere er – an seine Frau, zwei gebe er aus – für Nahrung. In den Cento Novelle sagt der Schmied zum Kaiser Friedrich, er gebe täglich zwölf Denare zurück – nemlich seinem Vater, zwölf verschenke er – an Gott, zwölf werfe er weg – an seine Frau, zwölf verbrauche er – für sich. Bei d'Ouville verzehrt der Bauer täglich zwei Sous, zwei bezahlt er wieder – an seinen Vater, zwei verleiht er – an seine Kinder, zwei wirft er weg – an seine Stieftöchter. Das so und so vielmalige Sehen des Angesichts des Kaisers fehlt in den Gestis Romanorum, nicht aber bei Simrock Nr. 8, der sonst genau mit den Gestis stimmt.

Liebrecht im Orient und Occid. III, 372 verweist auf Barletta's Sermones, Lyon 1516, fol. 160, col. 2.

Fernan Caballero läßt in der Novelle »Simon Verde« (Spanische Dorfgeschichten von F. Caballero. Deutsch von L.G. Lemcke. S. 86) den Simon Verde sagen, er verdiene täglich eine Peseta, mit der er seinen Verpflichtungen nachkomme, d.h. sich und sein Haus erhalte, eine Schuld bezahle, d.h. seine Mutter ernähre, auf Zinsen leihe, d.h. seine Tochter erziehe, und in eine Sparbüchse lege, d.h. nie einem Armen ein Almosen versage.

Bei Engelien I, 116 ist an die Stelle der räthselhaften Bezeichnungen der täglichen Ausgaben das bekannte Räthsel von den Erbsen und den Tauben getreten: »Wenn sie kommen, dann kommen sie nicht, und wenn sie nicht kommen, dann kommen sie.«

Bei Zingerle II, 121 ruft der Kaiser einem Bauer zu »Nit zu fleißig!« und der Bauer antwortet: »Das machen die 32 – nemlich die 32 Zähne, die alle Tage etwas beißen wollen –, und die 7 müssen die 5 erhalten – nemlich die 7 Sommermonate die 5 Wintermonate –, und dann muß noch etwas übrig bleiben – um die Steuern zu zahlen.«

Bei Engelien soll der Bauer den König 50 mal, bei Zingerle den Kaiser 101 mal sehen.

Quelle:
Gonzenbach, Laura: Sicilianische Märchen. Leipzig: Engelmann 1870, S. 233-234.
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