Vgl. Pentam. II, 4, Straparola XI, 1, Schneller Nr. 43, Perrault's Le chat botté, Haltrich Nr. 13, Glinski III, 149, Asbjörnsen Nr. 28, Hyltén-Cavallius Nr. 12, Salmelainen's finnische M. I, 47 und 57, Afanasjew's russische M. IV, 32, ein bulgarisches M. in Chudjakow's Materialien zum Studium der Volksliteratur, St. Petersburg 1863, S. 15, und Radloff's Proben der Volkslitteratur der türkischen Stämme Süd-Sibiriens I, 271. Während in den übrigen M. eine Katze die Hauptrolle spielt, ist es in dem sicil., den finnischen, dem russischen und dem in Sibirien aufgezeichneten M. ein Fuchs, in einer norwegischen und zwei schwedischen Versionen ein Hund.
Es wird vielen willkommen sein, wenn ich die finnischen und slawischen M. im Auszug mittheile.1
Das eine finnische M. (aus dem russischen Karelien) erzählt, daß ein sterbender Vater seinem einzigen Sohn gesagt habe, er solle das, was er in drei von ihm im Wald gelegten Schlingen finde, lebendig mit nach Hause nehmen. Der Sohn findet in der dritten Schlinge einen Fuchs und nimmt ihn mit nach Hause. Als er dort in Sorgen auf der Ofenbank sitzt, fragt ihn der Fuchs mit menschlicher Stimme: »Jussi Juholainen, willst du heiraten?« Der Jüngling ist dazu bereit,[242] und der Fuchs begibt sich zum König und bittet um ein Viertelmaaß, weil sein Herr Jussi Juholainen Gold und Silber messen wolle. Er bringt dasselbe dann zurück, nachdem er Gold- und Silbersplitter in den Boden des Maaßes gesteckt hat. Der König gibt dem für reich gehaltenen Jussi seine Tochter und will sie nach der Hochzeit in die neue Heimat begleiten. Der Fuchs läuft voraus und trifft unterwegs erst zehn Holzhacker, dann zwanzig Pferdehirten und endlich dreißig Kuhhirten – alles Leute der Schlange (finnisch Mato) –, denen er befiehlt, sich Leute des Jussi Juholainen zu nennen, da der König komme, um die Schlange zu vernichten. In der Burg der Schlange angelangt, weiß der Fuchs auch die Schlange so in Furcht zu setzen, daß sie sich in ein Vorratshaus voll Flachs versteckt, welches der Fuchs in Brand steckt. Der König, der mit Tochter und Schwiegersohn nachkömmt, findet, daß letzterer weit reicher als er selbst ist. Der Fuchs nimmt von Jussi Abschied und kehrt in den Wald zurück.
Das zweite finnische M. (aus dem finnischen Karelien) erzählt: Ein Jüngling verläßt nach dem Tode seines Vaters mit einer Kuh, seiner einzigen Habe, seine Wohnung und verkauft die Kuh an einen unbekannten Mann. Dieser verwandelt sich in einen Fuchs, lockt funfzig Füchse zusammen und gibt ihnen die Kuh zum Frühstück preis. Dann führt er die Füchse zur Königsburg als Verlobungsgeschenk seines Herrn, ebenso dann funfzig Wölfe und funfzig Bären. Um dem Freier stattliche Kleidung zu schaffen meldet der Fuchs dem König, sein Herr sei unterwegs in den Fluß gefallen und habe sich nur mit Mühe gerettet, sein Gefolge u.s.w. sei ertrunken. Der König schickt Kleider, aber auf den Rath des Fuchses darf der Jüngling erst die dritte Sendung annehmen, nachdem er die beiden ersten als zu schlecht hat zurückweisen müssen. Nach der Hochzeit eilt auch hier der Fuchs dem neuen Paar und dem König voraus und trifft unterwegs erst einen Hirten des Bösen (Kechno) mit Schafen, dann einen mit Kühen, endlich einen mit Pferden. Alle diese müssen auf die Frage des Königs erwidern, sie seien Hirten seines Schwiegersohnes. Der Böse flüchtet mit Weib und Kindern aus seiner Wohnung in das Dreschhaus, welches verbrannt wird.
In dem russischen M. (aus dem Gouvernement Archangel) bei Afanasjew kömmt zu Buchtan Buchtanowitsch, der mitten im Feld einen Ofen auf Säulen hatte und darauf lag, ein Fuchs und fragt ihn: »Willst du, Buchtan Buchtanowitsch, so will ich dich mit der Königstochter verheiraten. Hast du nur etwas Geld?« Buchtan hat nur ein Fünfkopekenstück, der Fuchs wechselt dies in kleines Geld um und borgt beim König ein Viertelmaaß, da Buchtan Geld messen wolle. Er bringt dann das Maaß zurück, nachdem er einiges kleine Geld in den Reif des Maaßes gesteckt hat, leiht hierauf ein Halbmaaß, in das er wieder Geld steckt, und endlich ein ganzes Maaß. Als er dies zurückbringt, wirbt er für seinen Herrn um[243] die Königstochter. Er soll seinen Herrn bringen. Auf dem Weg zum König stößt er ihn von einer Brücke in den Koth und läuft in's Schloß und verlangt für seinen Herrn Kleider. Bei Hofe schaut Buchtan immer auf sein prächtiges Kleid,2 der Fuchs sagt zum König, er thue es, weil er noch nie ein so schlechtes Kleid getragen, worauf ihm der König sein eignes Osterfestgewand gibt. Dann schaut Buchtan auf einen vergoldeten Stuhl, und der Fuchs sagt dem König, solche Stühle habe sein Herr nur in seiner Badstube. Nach der Hochzeit werden drei Schiffe beladen, und das junge Paar fährt zu Schiffe ab, der Fuchs läuft am Ufer hin. Als Buchtan seinen Ofen erblickt, ruft er freudig: »Füchslein, sieh, mein Ofen!« Der Fuchs ruft: »Schweig, Buchtan, es ist eine Schenke.« Auf dem Wege steht ein großes Haus aus Stein, darinnen wohnen Zmjei Zmjejewitsch (Schlange Schlangensohn), Woron Woronowitsch (Rabe Rabensohn) und Kokot Kokotowitsch (Hahn Hahnensohn). Der Fuchs geht zu ihnen und ruft: »Der König kömmt mit Feuer, die Königin mit dem Blitz, man wird euch sengen und brennen.« Die Thiere bitten ihn, sie zu verstecken, er steckt den Hahn in ein Faß, den Raben in einen Mörser, die Schlange wickelt er in Stroh, und so werden die drei in's Wasser geworfen. Buchtan wird Besitzer des Schlosses und des Reiches.
In dem russischen M. bei Chudjakow erbittet der Fuchs vom König erst ein Maaß um Kupfergeld zu messen, dann für Silber, endlich für Gold. Stephan, der Schützling des Fuchses, muß sein letztes Pferd in den Sumpf versenken, sich selbst ganz beschmieren und so zur Hochzeit kommen. Die Königstochter selbst meldet dem Vater, daß alle zehn Kutschen und Pferde Stephan's des Reichen im Sumpfe versunken und er nur gerettet sei. Nach der Hochzeit trifft der vorauseilende Fuchs erst eine Kuhheerde, dann eine Schafheerde, endlich eine Pferdeheerde des Herrn Tsygarin. Der Fuchs droht den Hirten: »Es kömmt der König Donner und die Königin Blitz, der König wird euch mit dem Donner treffen, die Königin mit dem Blitz versengen.« Um sich zu retten, müssen die Hirten sagen, die Heerden gehörten Stephan dem Reichen. In der Wohnung des Herrn Tsygarin meldet der Fuchs das Nahen des Königs und der Königin. Tsygarin und sein Weib lassen sich von ihm in einen hohlen Baum verstecken und werden verbrannt.
Dem ersten finnischen und den russischen M. steht das von Radloff in Sibirien aufgezeichnete M. sehr nahe. Dem Leihen des Maaßes zum Geldmessen im finnischen und in den russischen M. entspricht im sibirischen das Leihen der Schnellwage zum Goldwägen.3[244]
In dem bulgarischen M. kömmt der Fuchs zu einem sehr einfältigen Müller und fragt ihn, ob er König werden wolle. Der Müller sagt ja, und der Fuchs bedingt sich als Lohn täglich ein warmes Weizenbrot, ein gebackenes Huhn und einen Krug Wein aus. Der Fuchs wirbt nun für seinen Herrn, den er Kotan Bei nennt, um die Königstochter, und verschafft ihm königliche Kleider, so daß er bei Hofe erscheinen kann. Auch hier – wie im russischen M. – blickt er immer nur auf seine Kleider. Vor der Hochzeit läuft der Fuchs in eine öde Gegend in das Schloß der Hundsköpfe4, die sich, als er ihnen sagt, daß ihnen Verderben nahe, in's Heu verkriechen und dort verbrannt werden. Nach der Hochzeit zieht der Müller mit der Königstochter in das Schloß der Hundsköpfe. Der Fuchs verlangt nun die ausgemachte tägliche Ration und außerdem noch eine neun Spannen lange Matratze. Nach einiger Zeit stellte er sich todt, und als der König sah, daß er todt sei, sagte er: »Ist er todt, so packt ihn an einem Fuß und werft ihn hinaus!« Da springt der Fuchs auf und wirft dem König seine Undankbarkeit vor, versöhnt sich aber wieder mit ihm.
Im polnischen M. bringt die Katze im Namen ihres Herren, eines armen Müllerssohnes, dessen einziges Erbtheil sie ist, erst eine Menge Hasen, dann eine Menge Wölfe, endlich eine Menge Bären, die sie durch List lebendig gefangen hat, dem König als Geschenk vom Fürsten Nacktferse.5 Der König will ihren Herrn mit der Prinzessin besuchen. Der Müllerssohn muß sich auf den Rath der Katze nackt in den Fluß setzen, und als der König vorbei fährt, ruft die Katze um Hilfe, da ihr Herr geplündert und in's Wasser geworfen sei. Der König läßt ihn aus dem Fluß ziehen und mit einem Anzug versehen und nimmt ihn zu sich in seinen Wagen. Die Katze läuft nun voraus und bringt durch Drohungen die Feldarbeiter dahin, daß sie dem König sagen, die Wiesen und Felder gehörten dem Fürsten Nacktferse. Endlich läuft die Katze in das Schloß eines Zauberers, den sie zerreißt, nachdem er sich – wie bei Perrault, Haltrich und Asbjörnsen Var. 4 – auf ihren Wunsch in eine Maus verwandelt hat.
Der das ganze Jahr Früchte tragende Birnbaum des sicil. M. kömmt in keiner der Parallelen vor. Das Sichtodtstellen des Fuchses oder der Katze kömmt im sicil., im neapolitanischen, im welschtiroler und im bulgarischen M. vor.
1 | Die Auszüge des finnischen, des russischen und des bulgarischen M. verdanke ich A. Schiefner's Freundschaft. |
2 | Aehnlich bei Haltrich S. 65. |
3 | Afanasjew gibt zwei russische Varianten seines M. In der einen borgt eine Witwe für ihren Sohn Wanjka Goloi (Hänschen Kahl) das Maaß und erwirbt ihm dadurch die Tochter eines Reichen; in der andern leiht der Sohn eines Armen selbst nach dessen Tode das Maaß und mißt darin Nachts im Keller Scherben zerbrochener Töpfe, wobei er belauscht wird; am Morgen gibt er das Maaß mit einigem Geld in den Ritzen zurück und erwirbt so eine reiche Kaufmannstochter. In Bezug auf das Leihen eines Maaßes oder einer Wage zum Geldmessen oder Wägen vgl. die Anm. zu Nr. 79. |
4 | Hundsköpfe kommen in einigen neugriechischen M. vor. S. das Sachverzeichniß zu Hahn's neugr. M. |
5 | Im polnischen »Książe na Gołoszyszkach Gołopiętski.« Gołoszyszkach weiß ich nicht zu übersetzen. |
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