[432] 358. Ritter Riddert.

G. a Ryckel, Hist. Sanctae Gertrudis. p. 425.


Bei Maeseyck liegt ein altes Schloß, welches Berkhof heißet. Da hat vor Zeiten ein Ritter gewohnt, welcher Riddert genannt war, und der besaß solche Reichthümer, wie anders kein Mensch in der Welt. Keiner konnte dieß begreifen, doch weise Leute sprachen, daß er seine Seele dem Teufel verschrieben habe auf sieben Jahre.

Eines Tages lud Ritter Riddert all seine Verwandten und Bekannten zu einem Gastmahle ein, welches also köstlich zubereitet war, und wo der Wein so reich floß, daß die Gäste den Wirth verwundert fragten, was für ein absonderliches Fest denn heut gefeiert würde. Da aber bekannte Riddert, daß an eben dem Tage seine[432] Verschreibung mit dem Teufel abgelaufen sei und er zu der Linde auf den Sand kommen müsse, wo Satan sein warte. Darob erschraken alle Gäste und suchten ihn von dem Wege abzuhalten; doch der Ritter sprach, er habe dem Teufel sein ritterlich Ehrenwort gegeben und das müsse er halten. Da die Gäste nun erkannten, daß ihn nichts von seinem Entschlusse abzubringen vermöge, baten sie ihn, wenigstens noch einen Becher auf Sankt Geertenminne oder Sankt Jans Geleit vor dem Abreiten mit ihnen zu trinken. Das that der Ritter auch und zog alsdann weg.

Kaum hatte er das Dorf Heppener hinter sich, als er den Lindenbaum in der Ferne sah, und unter demselben Satan mit der Verschreibung in der Hand. Als er aber näher kam, begann der Teufel zu heulen und zu klagen, und als der Ritter ihn fragte, warum er das thue, da sprach der Böse: »Es sitzet eine himmlische Jungfrau auf deinem Rosse hinter dir, und weicht die nicht, dann kann ich dir nichts anhaben.« Verwundert schaute Riddert sich um und sah, daß es die heilige Gertrud war.

Getroffen davon ging der Ritter in sich und stürzte der Heiligen unter bittern Reuethränen zu Füßen und gelobte ihr, sich fürder dem Dienste Gottes zu weihen, und als er das gethan, da warf ihm der Teufel die Verschreibung zerrissen vor die Füße. Riddert hat nachdem noch lange gelebt, und als er endlich starb, wurde er auf dem Kirchhofe hinter dem Chor begraben.

Der Lindenbaum hat noch lange Jahrhunderte nachher da gestanden. Auch wissen alte Leute sich noch einer Schilderei zu erinnern, die ehedem in der Kirche hing und auf welcher der Vorfall am Lindenbaume künstlich gemalt war.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 432-433.
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