412. Den Geliebten schauen.

[498] Mündlich von L. Vleeschouwer.


Will eine Magd sicher sein, daß ihr Freier sie noch liebt, dann muß sie ihr Strumpfband in drei Falten legen, über jede gewisse Worte sprechen, es alsdann unter ihr Kissen stecken und, ohne sich eine Sylbe verlauten zu lassen, zu Bette gehen. Sieht sie um Mitternacht den Geliebten gesunden und frischen Leibes, dann stehet es wohl mit ihr und sie heirathet bald. Erscheint statt seiner aber eine Leiche, dann mag sie nur alle Hoffnung aufgeben, denn es ist mit ihrer Liebe am Ende und sie wird ihren Freier nie bekommen. In jedem Falle hat der Freier in der Nacht viel zu leiden.

Schon manche Magd hat dieß probirt und ist vor Schrecken gestorben.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 498.
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