479. Die dienstigen Kaboutermännchen.

[576] Mündlich von K.F. Stallaert.


Ein alter Mann aus dem Oertchen Landorp, welches unfern Aerschot an dem Flüßchen Demer liegt, hat oft das Folgende erzählt.

Ein gewisser Herr Percy wohnte jenseits der Demer und ließ sich jeden Abend herüberfahren, um diesseits in die Herberge zu kommen. Dort hielt er sich meist lange auf, und wenn er dann zurückfahren wollte, dann war der Schiffer schon zu Bett. Das kümmerte aber Herrn Percy wenig, denn er stand sich gut mit den Kaboutermännchen. Sobald der Schiffer nämlich schlafen ging, eilten diese ans Ufer, und wenn Herr Percy aus der Herberge kam, dann riefen sie laut: »Herr Percy! Herr Percy! Kommt schnell her; wir bringen euch nach drüben. Kommt her, Herr Percy!« Dann schritt Herr Percy dem Ufer zu, und die Männchen trugen ihn hinüber, wo er ihnen einen großen Krug Bier für ihre Mühe gab.[576]

Gewöhnlich bestellte er sie dann noch für den andern Tag, um frühmorgens den Kaffee zu machen, die Kühe zu melken, das Haus zu säubern u.s.w., und das thaten die Kaboutermännchen aufs pünktlichste; auch tranken sie keinen Tropfen von dem Kaffee oder der Milch, sondern ließen es unangerührt, bis Herr Percy ihnen etwas gab. Das thaten sie und waren so treu, weil der Hausherr ihnen so gut war. Dagegen mußten die Nachbarn tausenderlei von ihnen leiden. Den Kühen tranken sie die Milch ab, verdarben die Butter und trieben tausenderlei böse Streiche. Deßhalb waren die Nachbarn Herrn Percy gram; aber sie konnten ihm nichts anhaben, denn die Kaboutermännchen schützten ihn und wachten über ihn, daß ihm nichts Leides geschah.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 576-577.
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