492. Trunkenbold bestraft.

[592] Mündlich.


Eine Frau im Waeslande hatte einen Mann, der alle Tage, die Gott erschuf, sterntrunken war. Das klagte sie eines Abends ihren Nachbarinnen unter vielen Thränen. Osschaert hatte die Klagen gehört und paßte dem Trunkenbolde auf, als derselbe aus der Herberge kam, und warf ihn in einen Graben. Die Kälte des Wassers, wie der fürchterliche Schrecken über Osschaerts Erscheinen machten den Trunkenen bald ganz nüchtern, und er rang und arbeitete so lange, bis er aus dem Graben heraus war. Da brüllte ihm Osschaert entgegen: »So oft du dich von nun an noch betrinken wirst, so oft gebe ich dir ein Bad; nun hüte dich und nimm dich in Acht.« Darauf verschwand er mit schallendem Gelächter.

Seit der Zeit hat der Mann sich nicht mehr betrunken.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 592.
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