495. Osschaert.

[594] Mündlich; mitgetheilt von Frau Courtmans.


Ein alter Mann aus der Gegend von Doel erzählte viele Streiche von Osschaert; darunter war auch der folgende.

Sein Großvater war als noch junges Bürschchen eines Abends auf die Freite gegangen. Als er zurückkam, mußte er über einen Feldweg. Plötzlich steht da ein ungeheures Pferd vor ihm, so groß, wie er noch keins gesehen hatte. Da dachte der Großvater: »Halt, das ist Osschaert; du mußt ausweichen«; und das that er auch und meinte, den Weg über den Kirchhof zu nehmen. Eben war er wieder auf der Heerstraße, als ihm ein gewaltiger Hund, so groß wie ein Pferd, entgegenschritt. Er drehte den Rücken, bekreuzte sich und schlug einen andern Pfad nach dem Friedhofe ein; aber kaum hatte er den erreicht, als ein Kaninchen vor ihm hin und her sprang. »Osschaert hat es diesen Abend auf mich abgesehen«, sprach er zu sich selbst und wollte eben um den Kirchhof gehen, da sieht er in der Ecke der Thüre einen riesigen Esel mit tellergroßen glühenden Augen sitzen.

Das ängstete ihn aber dermaßen, obgleich er sonst nicht der allerbangste war, daß er über die Mauer sprang und, was er konnte, nach Hause rannte, wo er in Schweiß gebadet ankam.

Die Geschichte hat er auch sein Leben lang nicht vergessen können.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 594-595.
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