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Oude Divisie-Cronycke van Hollant etc. Delft 1585. Fol. 409.
Kemps Beschryving der stad Gorinchem. S. 137.
Herzog Wilhelm von Baiern, Graf von Oosterbant, saß auf Dreizehn-Abend des Jahres 1395 mit vielen Fürsten, Grafen und Herren an der Tafel des Königs Karl VI. von Frankreich, und alle waren lustig und guter Dinge. Da trat plötzlich ein Herold des Königs in die Kammer und schnitt das Tischtuch, welches vor Herzog Wilhelm lag, in Stücke und sprach: »Es ziemt sich nicht, daß ein Fürst ob Herr, der nicht Schild noch Wappen hat, sitze an des Königs Tafel.« Darob wurde Herzog Wilhelm höchlich beschämt und niedergeschlagen und entgegnete: »Ich habe Schild und Wappen; wie mögt ihr solches sagen?« Darauf antwortete ein anderer Herold: »Herr, ihr habet es nicht, denn euer Großohm Graf Wilhelm von Holland ist nicht allein von den Friesen erschlagen worden, sondern er liegt selbst noch ungerochen begraben in der Feinde Land.«
Solches traf den edeln Herzog tief, doch schwieg er stille. Bald fuhr er eilig aus Frankreich nach Hennegau; fürchtend seines Vaters strenges Auge, schrieb er von da an denselben und bat und beschwur ihn, solche Schande von seinem Geschlechte abzuwaschen. Das versprach Herzog Albert und sprach: »Dieß soll meinen Kindern für der nicht mehr vorgeworfen werden, und ich räche Willems Tod, so Gott mich spart bis zum nächsten Jahre.« Und das Wort hielt er.