1136. Du Limel, tüe-nä, wo-nä gnu hesch.

[70] Auf der Strasse zwischen Wytterschwanden und Spiringen irrte nachts ein Mann umher, der einen glühenden Markstein auf der Achsel trug, jämmerlich schrie und von Zeit zu Zeit mit kläglicher Stimme rief: »Wo sol-ä-n-oi hitüe, wo sol-ä-n-oi hitüe?« Niemand fand das erlösende Wort, bis einmal ein Besoffener ihn anbrüllte: »Dü Limel, tüe-nä, wo-nä gnu hesch!« Da schlug der Geist den Stein in den Erdboden, dass die Funken sprühten, verschwand und wurde nicht mehr gesehen.[70]

Die gleiche Sage wird mit entsprechender Ortsangabe auch in Bürglen, Bauen und wohl auch andern Orten erzählt.

Ein mutwilliger Schächentaler hatte oft den Leuten Steine ins Gras geworfen, und wenn sie dann beim Mähen ihre Sensen daran verderbten und ein Gsätzli dazu fluchten, hatte er seine Freude dabei. Nach seinem Tode musste er wandlen und die Steine wieder auflesen und hintragen, wo er sie genommen. Da hörte man ihn öfters klagend rufen: »Wo soli-s'oi hitüe?«, bis endlich ein Besoffener ihm grob zurief: »Dü Hüerä-Limel, tüe-s, wo-s gnu hesch!« Später erschien er dem nüchtern Gewordenen und dankte ihm und sagte, jenesmal habe er ihn erlöst.


Zäzilia Gisler-Walker, Franz Arnold.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 70-71.
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