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[135] Wo war's, wo war's nicht, es war einmal ein armer Mann, und der hatte ein Dutzend Kinder. – Von diesem armen Mann konnte man fürwahr sagen: er hatte nur das liebe Leben, auf der Brust sein Brot, auf dem Rücken sein Haus. Sein ältestes Söhnchen war schon dreizehn Jahre alt; der musste also schon flügge werden. So verdingte er ihn als Pferdeknecht bei einem Mann, der so ehrenwert und gutmütig war, dass selbst seine Neider nur Gutes von ihm sagen konnten.
Da der Knabe sich gut führte, so nannten sie ihn »mein lieber, kleiner Knecht«; aber er verdiente es auch, denn er sorgte für das ihm anvertraute Vieh so gut, als ob es sein eigen Hab und Gut gewesen wäre. Wenn er vom Feld, wenn er aus dem Wald nach Hause kam, rührte er für sich nicht einen Bissen an, nicht soviel, wie das Schwarze unter meinem Nagel, bis er nicht die Pferde ausgespannt, angebunden und gefüttert und getränkt hatte; aber er brach auch noch den Bissen im Munde entzwei und gab seinem Pferde die Hälfte.
Der Ruf von unserm Hans1 verbreitete sich nun, was für ein tüchtiger, rechtschaffener Mensch er sei, so dass, wenig gesagt, zehn Herren sich gefunden hätten, die ihn jeden Augenblick angenommen hätten; doch er ging zu keinem (aber sein Herr hätte ihn auch nicht fortgegeben, auch nicht für ein blindes Pferd). Er ging aber darum zu keinem von ihnen, weil in Hansens Dorf ein Teufelsmüller wohnte, in dessen[135] Mühle jede Nacht, die der liebe Gott werden liess, die Hexen kamen, um Unkraut, Wachtelweizen und Wicke zu mahlen, und das mischten sie unter das Mehl der armen Leute; darum haben die so schwarzes Brot. Aber das wusste keine Menschenseele, nicht einmal der Pfarrer wusste das, obgleich der doch ein schriftkundiger, kluger Mann war. Also ich sage, dieser Teufelsmüller zauberte und behexte unsern Hans, so dass, als das neue Jahr herankam, »unser kleiner Knecht« sich bei ihm als Pferdeknecht verdingte.
»Nun, mein lieber Sohn,« sagte der Teufelsmüller, »im Stall sind zwei Pferde; nur auf die richte deine Sorge, bürste sie, striegle sie; an nichts anderes denke!«
Drei Wochen waren sie hübsch ruhig beisammen gewesen; aber als die vierte angebrochen war und der Müller zur Kirche gehen wollte, trat er in den Stall und sprach zu unserm Hans:
»Hör, mein lieber Knecht!«
»Was befiehlst du, mein lieber Herr?«
»Nichts anderes als dies: dort auf dem Boden sind hundert Kübel Hafer; wenn du, während ich in der Kirche bin, damit die beiden senkrückigen Pferde nicht so mästest, dass ihnen das Wasser auf dem Rücken steht, so geht's dir schlecht!«
Nebenbei sei gesagt, dass des Müllers eines Pferd, der Schimmel, ein Tatosch war; aber davon wusste Hans nichts.
Als der Müller zur Kirche gegangen war, legte sich unser Hans auf den Schimmel und schluchzte so bitterlich, dass sogar der Mörtel von der Wand plumpste. Das Tatoschpferd hatte Mitleid mit dem Ärmsten und fragte ihn: »Was weinst, was schluchzst du so bitterlich, mein lieber Herr?«
»Wie sollte ich nicht weinen, wie sollte ich nicht schluchzen, mein liebes Pferd; hat doch mein Herr befohlen, dass ich euch, während er in der Kirche ist, so mästen soll, dass euch das Wasser auf dem Rücken stehe!«
»Wenn nur das dein Kummer ist,« tröstete ihn das[136] Tatoschpferd, »so soll deine kleinste Sorge grösser sein als die! Mach dich geschwind an die Arbeit und bringe uns soviel Hafer, wie der Trog nur fasst! Wenn dich dann dein Herr fragt, ob du die Pferde gemästet hast, so sei dies dein Wort und deine Rede: was ich thun konnte, habe ich gethan, und ich habe nicht geruht, bis ich den Trog bis zum Rande gefüllt hatte; aber ich kann nicht wissen, ob Euer Hafer die Eigenschaft besitzt, dass er das Pferd auf der Stelle mästet.«
So geschah's auch. – Hans schleppte den Pferdetrog voll mit dem guten Hafer, von dem das Pferd so guter Laune wurde wie der Mensch von gutem Wein, und dann kümmerte er sich nicht weiter darum.
Nun kam der Müller heim aus der Kirche. Sein erstes war, dass er schnurstracks in den Stall stürzte, wo auch sein erstes Wort war: »Komm her, Hans! hast du gethan, was ich dir befohlen habe? Sind die Pferde fett geworden?«
»Was ich thun konnte,« antwortete Hans, »habe ich gethan; ich habe nicht geruht, bis ich den Trog bis zum Rande gefüllt hatte; aber ich kann nicht wissen, ob Euer Hafer die Eigenschaft besitzt, dass er das Pferd auf der Stelle mästet.«
Der Müller sah sofort, mit wem er es zu thun hatte; ein Wort ist nicht viel, aber nicht einmal soviel sprach er, und auch das sagte er leise, sondern er ging geradewegs in die Mühle.
Nun kam auch der zweite Sonntag heran. Der Teufelsmüller rüstete sich wieder für die Kirche; aber ehe er fortging trat er zu Hans in den Stall und sprach zu ihm:
»Höre, mein lieber Knecht!«
»Was befiehlst du, mein lieber Herr?«
»Nichts anderes als dies: siehst du, dort auf dem Hof ist ein grosser Misthaufen von hundert Fuhren. Wenn du damit die beiden senkrückigen Pferde nicht so mästest, dass ihnen das Wasser auf dem Rücken steht, so wäre es dir besser, du[137] wärst nicht geboren; dann erwarte mich nicht zu Hause; denn es wird dir schlecht gehen!«
Damit ging der Müller in die Kirche; Hans aber legte sich wieder auf den Rücken des Schimmels und weinte so bitterlich, dass sogar der Mörtel von der Wand plumpste.
»Was weinst, was schluchzst du, mein lieber Herr«, fragte das Tatoschpferd.
»Wie sollte ich nicht weinen, wie sollte ich nicht schluchzen, wenn doch dieser Hund von einem Herrn mir dies befohlen hat: Während er in der Kirche ist, soll ich euch mit den hundert Fuhren Mist, die auf dem Hofe sind, so mästen, dass euch das Wasser auf dem Rücken steht, sonst wäre es mir besser, ich wäre nicht geboren; dann soll ich ihn nicht zu Hause erwarten, denn mir wird's schlecht gehen!«
»Wenn nur das dein Kummer ist,« sagte das Tatoschpferd, »so soll deine kleinste Sorge grösser sein als die! Aber geh gleich in des Teufelsmüllers Kammer! Schau, hier ist das dreiblättrige Kleeblatt und der kleine Finger eines ungeborenen Kindes; vor diesen springt der Eisenriegel ohne Schlüssel auf, und die Thür öffnet sich von selbst. Geh hinein! du findest dort drei Bütten mit Geld. – In der einen ist gemünztes Gold, in der zweiten gemünztes Silber und in der dritten Kupfergeld. Nimm, von welcher es dir gefällt, so viel, wie du nur schleppen kannst, und dann trage es heim zu deinen bettelarmen2 Eltern. Aber nur einmal kehre um, denn ein zweitesmal würde es zu spät werden. Von deinem Vater, deiner Mutter, deinen lieben Geschwistern jedoch nimm Abschied; denn ob du sie jemals, ob niemals wiedersiehst, wer weiss es?! Und wer weiss, wo das Ende unserer Reise sein wird, ob irgendwo, ob nirgendwo?! Wenn du das vollbracht hast, komm hierher zurück, geh in den Stall, thu den Pferdestriegel, eine Bürste und einen[138] Wischer in den Futterranzen, binde es zusammen, und dann wirst du mich schon auf dem Hof finden, gesattelt und gezäumt.«
Hans vollführte alles, wie es sein Pferd befohlen hatte. – Nachdem er das dreiblättrige Kleeblatt und des ungeborenen Kindes kleinen Finger mit sich genommen, schritt er geradewegs auf die Kammer zu. An der grossen, eisernen Kammerthür waren drei ungefüge Eisenriegel, und alle drei sprangen wie auf Befehl von selbst vor ihm auf; von selbst öffnete sich die grosse, eiserne Thür. Hans trat hinein. Hier fand er drei Bütten mit Geld, wie sein gutes Pferd es gesagt hatte; in der einen war gemünztes Gold, in der zweiten gemünztes Silber und in der dritten Kupfergeld. Unser Hans nahm aus allen dreien so viel, wie er nur fortschleppen konnte; aber er war doch so vernünftig, dass er am meisten von dem gemünzten Gold in seine Tasche lud. Die drei Geldbütten bewachte ein verdammter, grosser, schwarzer Kettenhund. Der fletschte nur so seine Zähne und biss sie zusammen; doch aus Hans wurde noch kein Hundefrass. Aber hätte er nur den kleinen Finger des ungeborenen Kindes nicht bei sich gehabt, so weiss ich, hätte er nimmermehr von Gottes Brot gegessen! ...
Als er seine Tasche aus den drei Bütten gefüllt hatte, ging er so wieder zurück, wie er gekommen war. Hinter ihm schloss sich die Eisenthür von selbst; der schwarze Kettenhund aber heulte in einem fort, wie die Hunde zu heulen pflegen, wenn sie jemandes Tod wittern.
Als Hans das viele Geld nach Hause gebracht hatte, nahm er unter bitterm Schluchzen Abschied von seinem Vater, seiner Mutter und seinen lieben Geschwistern. Als er auch das vollbracht, eilte er schleunigst zurück in den Stall, that den Pferdestriegel, die Bürste und das Handtuch in den Futterranzen und knotete es zusammen.
Als er damit auch fertig war, da erwartete ihn schon der Schimmel auf dem Hof; aber kein senkrückiger Schimmel[139] war's mehr, sondern das Glühasche fressende, goldmähnige Tatoschpferd. Ganz aufgezäumt war es auch: ein goldener Zaum in seinem Maule, ein Sammetsattel auf ihm, auf dem Sammetsattel eine Seidendecke, auf dem blauen Grund der Seidendecke ein goldener Stern, der goldene Stern mit Diamanten verziert, so dass der arme Hans es kaum wiedererkannte und kaum aufzusitzen wagte. Aber sein Pferd redete ihn an, und dann erst schwang er sich auf seinen Rücken.
Sie wanderten und wanderten dann auf der luftigen Strasse wie der schnellste Wirbelwind; plötzlich begann Hansens rechte Wange zu brennen.
Sie brannte, sie brannte; plötzlich konnte er es nicht mehr aushalten ohne ein Wort:
»Donnerwetter, mein liebes Pferd, wie brennt mir die rechte Wange!«
»Schau nur hinterwärts! Wen siehst du hinter dir herkommen?«
»Mit uns ist's aus! Der Teufelsmüller setzt uns nach; gleich holt er uns ein!«
»Ei, warum nicht gar! Nimm nur die Pferdebürste aus dem Ranzen und wirf sie weg!«
Wirft Hans die Pferdebürste weg; aus der wird auf der Stelle, im Augenblick ein so dichter Wald, wie die Pferdebürste dicht gewesen war.
Wirklich setzte ihnen der Teufelsmüller nach in hundemässiger Eile. – Ach, ein schlauer Ungar war dieser Müller! Sie hatten ihm gewiss, als er klein war, mit Teufelsschmer, mit Schlangenleber den Hintern eingeschmiert. Denn kaum war er aus der Kirche nach Hause gekommen, rannte er gleich in den Stall. Da war kein Schimmel, kein vom Wind gezeugtes, mit Drachenmilch gesäugtes, Glühasche fressendes Tatoschpferd! ... er lief in die Kammer, da fehlte viel Geld! der schwarze Kettenhund heulte und winselte auch jetzt nur so.[140] Gleich wusste der Müller, was die Glocke, geschlagen, steckte das Beil in den Ranzen und ihm nach, dem Pferdeknecht nach! Aber die waren jetzt schon weit über Hecken und Gräben.
Er rannte und rannte, schon hat er sie fast erreicht – er war ein Hexenmeister, viel stand in seiner Macht – wenn Hans nicht die Bürste weggeworfen hätte.
Aber was sollte er jetzt thun? Wie sollte er den dichten, wilden Wald durchqueren? Er fasste sich ein Herz, und was that er? Plötzlich zog er das Beil vor und hieb sich einen Weg; aber als er sich durchgeschlagen hatte, da war Hans schon wieder weit über Hecken und Gräben.
Wieder begann Hansens linke Wange zu brennen. Sie brannte, sie brannte; plötzlich konnte er es nicht mehr aushalten ohne ein Wort:
»Mein liebes Pferd, wie brennt mir die linke Wange!«
»Blicke nur hinterwärts, wen siehst du hinter dir herkommen?«
»Mit uns ist's aus; der Teufelsmüller ist uns auf den Fersen!«
»Ei, warum nicht gar! Wirf nur den Pferdewischer hin!«
Warf Hans den Pferdewischer hin, aus dem wurde ein Meer, so gross wie die Welt.
Aber obzwar der Müller Müller war, so war er doch auch mit dem Teufel im Bunde, viel stand in seiner Macht! Er fasste sich ein Herz, und was hat er gethan? Er sprang in das Meer, und bald war er drüben auf dem Trockenen.
Nun begann zum drittenmal Hansens Gesicht zu brennen, aber diesmal sein ganzes Antlitz.
Es brannte, es brannte; plötzlich konnte er es nicht mehr aushalten ohne ein Wort, drum fing er an:
»Mein liebes Pferd, ach, wie brennt mir das ganze Gesicht!«[141]
»Blick nur hinterwärts! Wen siehst du hinter dir herkommen?«
»Mit uns ist's aus; der Teufelsmüller ist uns auf den Fersen!«
»Ei, warum nicht gar! Wirf nur den Pferdestriegel hin!«
Hans warf den Pferdestriegel hin, aus dem wurde ein eiserner Wald, so dicht, wie der Pferdestriegel dicht gewesen war.
Der Teufelsmüller langte beim Eisenwald an, hieb das Beil hinein, dass er sich gleich einen Weg bahne; aber jetzt plötzlich liess ihn sein gutes Beil in Stich, denn es brach entzwei. Was sollte er jetzt thun? Was sollte er anfangen? Durch konnte er nicht, zurück wollte er nicht; denn er wusste, dass zu Hause schon die Teufel auf ihn lauerten und Rechenschaft forderten über das verlorene Geld! Er fasste sich ein Herz, und was that er? Er erhenkte sich an einem Baum des Eisenwaldes. Der Eisenbaum aber begann mit ihm fortzurennen, als wäre er aus einer Flinte geschossen worden, und stand nicht still bis zum Höllenthor.
So war Hans von dem Teufelsmüller erlöst, und nun konnten sie schön gemächlich ihre Reise fortsetzen.
Sie wanderten und wanderten durch siebenmal sieben Königreiche, auch noch über das Operenzmeer, auch noch über die Glasberge; einstmals kamen sie zu dem Goldgitter eines herrlichen, schönen Gartens. Dies war aber der Garten der Morgenröte, der Wohnsitz der Gerechten, der Lustort der Feen-Prinzen und -Prinzessinnen.
Beim Goldgehege des Gartens der Morgenröte blieb das Tatoschpferd stehen und sprach zu seinem Herrn:
»Höre, mein lieber Herr!«
»Was gebeutst du, mein liebes Pferd?«
»Nichts anderes als dies: geh hinein in diesen herrlichen, prächtigen Garten! Du findest dort allerlei merkwürdige Dinge,[142] die ein sterbliches Auge noch nicht erblickt hat. Inmitten des Gartens ist ein Apfelbaum, der hat demantene Blüten, silberne Blätter, goldene Äpfel. Brich von diesem Apfelbaum drei schöne Goldäpfel; aber rühre nichts anderes an! Aus der Wurzel des Apfelbaums sprudelt der siebenfarbige Sonnenquell. Schöpfe mit deiner Mütze aus diesem Quell und trinke davon! Wenn du das vollbracht hast, so bade in dem siebenfarbigen Sonnenquell und trockene dich mit dem Goldhandtuch. Wenn das geschehen ist, kehre zurück, wie du gekommen bist.«
Da ging Haus in den Garten der Morgenröte. Was er hier alles sah, das kann die Menschensprache gar nicht ausdrücken! Wohin er nur ging, überall wanden sich mit Goldkies bestreute, gebahnte Pfade. Auf dem gebahnten Weg liefen Feenprinzen und Feenprinzessinnen umher. Den Feen vertrieben schönsingende, silberweisse Vöglein die Zeit, die so zahm waren, dass etwa drei sich auch auf unseren Hans niederliessen und ihm dort die allerschönsten Lieder ins Ohr sangen, dass ihm das Herz vor Freude zitterte und fast davon geflogen wäre, fast wären ihm Flügel gewachsen. Die schönsingenden, silberweissen Vöglein hüpften umher auf Edelsteinbirn- und Goldäpfelbäumen. Unter diesen breitete sich die Seidenwiese aus. Auf der Seidenwiese war ein Blütenmeer, auf dem Blütenmeer summende, brummende Bienchen mit Goldflügeln. Die goldgeflügelten Bienchen sammelten auf Rosentellerchen den Blütenhonig, den Edelhonig, mit dem sie dann ungebeten die Lippen der Gerechten versüssten; aber damit auch ihr Durst gestillt werde, waren schönsingende, silbergeflügelte Falter angestellt, die in winzigen, goldenen Bütten den Himmelstrank herbeitrugen, den sie von Blütenstengeln gelesen hatten.
Auf die Lippen unseres Hans liess sich auch ungebeten ein goldgeflügeltes Bienchen nieder, das mit Blütenhonig, mit Edelhonig seinen Mund versüsste und gleich, im Augenblick war sein Hunger gestillt, wie wenn er entzweigeschnitten wäre.[143] Dann liess sich ein Silberfalter auf ihn nieder, der ihn in schöntönenden Silberklängen einlud, aus dem Maiglöckchenkelch zu trinken, in dem von Blütenstengeln gelesener Himmelstrank war. Hans, durstig wie er war, trank aus dem Maiglöckchenkelch, und gleich, im Augenblick war sein Durst gelöscht, wie wenn er entzweigeschnitten wäre, und er wurde so guter Laune, wie wenn er den besten Wein der Welt getrunken hätte, so dass er fast gesungen hätte, wenn er sich nicht vor den vielen Feenfräulein geschämt hätte, die auf der Seidenwiese das köstliche Spinnwebleinen bleichten, desgleichen kein Auge gesehen, keine Sprache schildern kann. Bis das Spinnwebleinen getrocknet war und sie es aufs Neue in den klaren Quell tauchen konnten, so lange tollten die Feenfräulein umher, tanzten und spielten Ball mit den goldenen Äpfeln.
Sie spielten und spielten. Aber ein Feenfräulein verlor ihren goldenen Apfel; als sie ihn ihrer Gespielin zuwerfen wollte, rollte er weit, weit fort; gerade bei Hansens Fuss hielt er an, und der hob ihn auf. Weinend suchte das schöne Feenfräulein den Goldapfel, suchte ihn im Seidengras, aber fand ihn nicht, suchte ihn auf dem gebahnten Pfad, aber fand ihn nicht.
Gar lange, gar lange suchte sie, bis sie einmal dann nach geraumer Zeit die Augen aufschlug, und da sah sie, dass ein schöner, fremder Jüngling aus der anderen Welt ihr zuwinkte, und bei dem war der Goldapfel. Als ob sie Flügel hätte, so flog das Feenfräulein zu unserem Hans, und unter grossen Danksagungen nahm sie ihm den Goldapfel ab, nachdem sie sich vorher schön bedankt hatte.
»Nun, schöner Jüngling,« sagte das Feenfräulein, »für deine gute That erwarte Gutes, für deine Gefälligkeit eine Gefälligkeit! Was wünschst du dir von mir, der Königin der Feenfräulein?«[144]
»Ich wünsche nichts anderes,« erwiderte unser Hans; »nur dies: leite mich zu jenem Apfelbaum, der demantene Blüten, silberne Blätter, goldene Äpfel hat.«
Da winkte das Feenfräulein nur einmal, und da erschien gleich der Windeswagen. Sie setzten sich beide hinein. Der Windeswagen trug sie mit sanftem Wie gen, in schnellem Galopp, wie wenn Tatoschpferde vorgespannt wären, davon, und schnell langten sie in der Mitte des Gartens an, wo das Kleinod im Garten der Morgenröte prangte, der demantblütige, silberblättrige, goldene Äpfel tragende Apfelbaum. Aus dessen Wurzel entsprang der siebenfarbige Sonnenquell.
Nun, hier stiegen sie aus dem Windeswagen, und jetzt dankte Hans dem Feenfräulein für ihre Güte, oder vielmehr er wollte ihr danken, aber wie ein Traumgesicht, wie Dunst war sie verschwunden, sprechend: »Nebel vor mir, Nebel hinter mir, dass niemand mich erblicke!«
Dann nahm unser Hans die Mütze vom Kopf, klopfte den Staub ab, und nachdem er sie in dem siebenfarbigen Sonnenquell vollgeschöpft, trank er daraus. Als er so seinen Durst gelöscht hatte, wusch er sich in dem Sonnenquell, trocknete sich mit dem Goldhandtuch, und siehe! sein Antlitz wurde strahlend schön, sein Haar zu Goldhaar, und sein Leib wurde so kräftig, dass er es ganz allein mit drei Männern hätte aufnehmen können. Er erkannte sich kaum, als er sich in der Demantrinde des Goldapfelbaums erblickte, und fragte sich: »Bin ich's, oder bin ich's nicht?« Als er damit fertig war, brach er drei schöne, goldene Äpfel vom Apfelbaum, die steckte er in sein Kleid, und dann schritt er aus dem Garten der Morgenröte, so wie er hineingekommen war.
»Nun, mein lieber Herr,« sagte das Tatoschpferd zu ihm, »jetzt passen wir zu einander, du zu mir, ich zu dir! Aber nun setze dich auf meinen Rücken und lass uns dahin gehen, wohin wir schon längst wollten.«[145]
Da setzte sich Hans auf des Tatoschpferdes Rücken, und sie wanderten, wanderten durch siebenmal sieben Königreiche. Einstmals hielten sie wieder an unter einem grossen, breitästigen Lindenbaum.
»Hör, mein lieber Herr!« begann das Tatoschpferd.
»Was gebeutst du, mein liebes Pferd?«
»Nichts anderes als dies: schau, dort ist die Residenz des spanischen Königs; hier sieht man schon ihr Kupferdach. Geh in die königliche Residenz und verdinge dich dort als irgend etwas und wenn es gleich auch als Kaminheizer wäre! Der König hat drei Töchter, eine immer schöner als die andere, aber die schönste ist die jüngste. – Es nutzt nichts, nicht einmal unsere Finger sind gleich! – Die drei Goldäpfel verkaufe der jüngsten Prinzessin, jeden für drei Küsse; denn wer Küsse säet, der erntet Liebe. Aber, dass man dich an deinem schönen Goldhaar, an deinem strahlenden Antlitz nicht erkenne, binde eine Socke um deinen Kopf; dein Antlitz jedoch beschmiere, dass es schmutzig werde wie dessen, der drei Tage Trauben gelesen hat. Aber wenn die Morgenröte am Himmel aufsteigt, dann sei schon bereit, löse dein schönes Goldhaar und kämme es im Sonnenschein mit diesem Muschelkamm. Doch gieb Acht, dass keine lebende Seele dich erblickt, damit du nicht verraten werdest. Ich aber werde unterdessen hier in diesem Lindenschloss bleiben; drum, wenn du irgend ein Begehr hast, komm nur hierher, schlage dreimal mit dem Halfter an den Lindenbaum, so bin ich gleich zu deiner Hilfe da.«
Da schied der mit der Sockenmütze unter bitteren Thränengüssen von seinem lieben Pferde und ging in die königliche Residenz. Er grüsste den König mit diesen Worten:
»Gott zum Gruss, Majestät!«
»Schönen Dank, Bursche, und was führt dich her?« fragte ihn der König.[146]
»Ich suche einen Dienst.«
»Da kommst du gerade zur rechten Zeit; mein Gärtner braucht einen Burschen. Wenn es dir recht ist, nehme ich dich an.«
So geschah's auch. – Der mit der Sockenmütze verdingte sich heim spanischen König als Gärtnersbursche. Als er seine Arbeit beendet hatte, am Sonntag Nachmittag, vertrieb er sich die Zeit damit, dass er mit einem Goldapfel spielte; er trudelte ihn auf dem Hügel, der mitten im Garten war; er warf ihn hinauf auf die Spitze, und wenn er heruntergerollt war, schleuderte er ihn wieder hinauf.
Da, Gott weiss, wie das kam, sehen die drei Fräulein den strahlenden Glanz des Goldapfels vom Fenster der Residenz, sie steigen Arm in Arm hinab in den Garten, als ob sie bloss so von ungefähr hätten spazieren gehen wollen.
»Wie bist du zu diesem Goldapfel gekommen?« fragte ihn die älteste Prinzessin.
»Im Garten der Morgenröte pflückte ich ihn von jenem Apfelbaum, der demantene Blüten, silberne Blätter und goldene Äpfel hat.«
»Gieb ihn mir,« sagte die älteste Prinzessin, »ich gebe dir dafür einen Ranzen voll Geld.«
»Was sollte ich mit dem Geld anfangen? Ich hätte nur Mühe damit!« antwortete der mit der Sockenmütze.
»Gieb ihn mir,« bat die mittelste, »ich gebe dir dafür vierundzwanzig der auserlesensten Kleider.«
»Zu was hätte ich das schöne Kleid? Das schickte sich nicht für einen sockenmützigen Gärtnersburschen!«
»Gieb ihn mir,« bat die jüngste, »was du wünschst, das gebe ich dir.«
»Wenn ich der erlauchten Prinzessin damit nicht zu nahe träte, für drei Küsse gebe ich ihn hin.«
Die jüngste Prinzessin neigte sich ohne ein Wort zum[147] Gärtnersburschen, dass sie ihn dreimal küsse; aber weil sein Gesicht so schmutzig war wie dessen, der drei Wochen Trauben gelesen hat, so schob sie erst die Socke zurück, und da erblickte sie seine sonnenklare Stirn; die küsste sie dann auch dreimal.
Die jüngste Prinzessin bekam den Goldapfel; für drei Küsse, für drei Pfänder der Liebe hatte sie ihn eingetauscht; aber die älteste Prinzessin lockte ihn ihr ab mit schönen Worten, mit Bitten und mit Drohungen.
Nun kam auch der zweite Sonntag heran; wieder spielte der mit der Sockenmütze mit dem zweiten Goldapfel und trudelte ihn auf dem Hügel, der mitten im Garten stand.
Trudelte ihn und trudelte ihn, spielte so lange damit, bis die drei Prinzessinnen wieder im Garten erschienen, wie wenn sie bloss so von ungefähr hätten spazieren gehen wollen.
»Wo hast du den Goldapfel gekauft?« fragte ihn die älteste.
»Wo ich ihn gekauft habe? Im Garten der Morgenröte pflückte ich ihn von jenem Apfelbaum, der demantene Blüten, silberne Blätter und goldene Äpfel hat.«
»Gieb ihn mir,« bat die älteste Prinzessin, »ich gebe dir dafür ein goldmähniges Pferd.«
»Was sollte mir das goldmähnige Pferd, da ich weder einen Stall noch königlichen Hafer habe?«
»Gieb ihn mir,« bat die mittelste, »ich gebe dir einen Sammetsattel mit einem Goldzaum.«
»Was sollte mir der Sammetsattel und der Goldzaum ohne Pferd?« antwortete der mit der Sockenmütze.
»Gieb ihn mir,« bat die jüngste, die schönste Prinzessin, »was du wünschst, das gebe ich dir.«
»Wenn ich der erlauchten Prinzessin nicht zu nahe träte, für drei Küsse gebe ich ihn hin.«
Ein Wort ist nicht viel, aber auch das sprach die jüngste[148] Prinzessin nicht, und auch das sagte sie noch dazu leise, sondern sie neigte sich und wollte den mit der Sockenmütze küssen. Aber weil sein Gesicht so schmutzig war wie dessen, der drei Wochen Trauben gelesen hat, so schob sie erst mit ihrer weissen Hand die Socke zurück, und da erblickte sie das Ende eines goldenen Haares. Doch davon sagte sie nichts, sondern küsste dreimal die sonnenklare Stirn des mit der Sockenmütze.
Die jüngste Prinzessin bekam den Goldapfel; für drei Küsse, für drei Saatkörner der Liebe hatte sie ihn eingetauscht; aber mit schönen Worten, mit Bitten und mit Drohungen lockte ihn ihr die mittelste Prinzessin ab.
Nun kam auch der dritte Sonntag heran; wieder spielte der mit der Sockenmütze mit dem Goldapfel und trudelte ihn auf dem Hügelabhang inmitten des Gartens.
Er spielte und spielte; plötzlich erschienen wieder die drei schmucken Blütenzweige, die drei Prinzessinnen im Garten, thaten, als ob sie nur so von ungefähr spazieren gehen wollten. Vor dem mit der Sockenmütze blieben sie stehen, und die älteste Prinzessin fragte ihn:
»Wo hast du diesen Goldapfel gekauft?«
»Wo ich ihn gekauft habe? Im Garten der Morgenröte pflückte ich ihn von jenem Apfelbaum, der demantene Blüten, silberne Blätter und goldene Äpfel hat.«
»Gieb ihn mir,« bat die älteste, »ich gebe dir dafür ein goldenes Schwert, dessen Klinge aus Silber, dessen Heft aus Gold ist.«
»Was sollte mir das goldene Schwert? Das ziemt einem Helden!«
»Gieb ihn mir,« bat die mittelste, »ich gebe dir dafür einen mit echten Perlen gestickten Beutel.«
»Was nützt der Beutel, wenn er leer ist?«
»Gieb ihn mir,« bat die jüngste, die schönste, »was du wünschst, das gebe ich dir.«[149]
»Wenn ich der erlauchten Prinzessin damit nicht zu nahe träte, für drei Küsse gebe ich ihn hin.«
Die jüngste Prinzessin sprach nichts, sondern neigte sich zum Gärtnersburschen, dass sie ihn gleich küsse; aber weil sein Gesicht so schmutzig war wie dessen, der drei Wochen Trauben gelesen, so schob sie erst die Socke zurück, und siehe! ein ganzes Goldhaar erblickte sie! Weiter brauchte sie nichts, sondern küsste dreimal die sonnenklare Stirn des mit der Sockenmütze.
Die jüngste Prinzessin bekam den Goldapfel; für drei Küsse hatte sie ihn eingetauscht. Diesen Goldapfel behielt sie, obgleich auch ihn ihre beiden Schwestern mit schönen Worten, mit Bitten und Drohungen begehrten; aber sie gab ihn nicht hin.
Der Tatosch hatte wahr gesprochen: »Wer Küsse säet, erntet Liebe;« denn seit jener Zeit, wo die jüngste Prinzessin die drei Goldäpfel gegen dreimal drei Küsse eingetauscht hatte, fand sie Tag und Nacht keine Ruhe. Die ganze, lange Nacht hindurch träumte sie immer von dem Gärtnersburschen, von seinem schönen Goldhaar und von seiner leuchtenden Stirn; den ganzen, langen Tag dachte sie immer unablässig an ihn. Sie wurde ganz und gar der Liebe Sklavin, wie wenn sie bezaubert, verhext, mit den Augen gebannt worden wäre. Jenes Goldhaar hatte sie bezaubert; das fesselte sie ganz an den Gärtnersburschen, als wäre es eine starke Kette. Aber dem mit der Sockenmütze ging's auch nicht besser; auch ihn quälte die Liebe, und er machte im Garten alles verkehrt; er liess alles drüber und drunter gehen. Er wurde drum auch gescholten wie ein nasser Hund; aber alles das steckte er um der schönen Prinzessin willen ruhig ein.
Einstmals, im Morgengrauen, als die Liebe der Prinzessin keine Ruhe liess, was that sie da wohl? Sie kleidete sich an und ging hinunter in den Garten, zu lustwandeln. Sie wandelte[150] kreuz und quer, plötzlich gelangte sie an den Fuss des Hügels mitten im Garten, und da sah sie, dass auf seiner Spitze der mit der Sockenmütze sich kämmte.
Was sollte sie nun machen?
Sollte sie umkehren oder nicht, sollte sie davoneilen oder nicht, sollte sie hingehen oder nicht? Aber etwas zog sie wieder zu diesem Ort, wie der Magnet das Eisen. Schliesslich war das Ende vom Lied, dass sie hinging zu dem Gärtnersburschen mit der Sockenmütze, sich neben ihn setzte, ihm den Muschelkamm aus der Hand nahm und sein unsagbar schönes Goldhaar damit zu kämmen begann.
Der mit der Sockenmütze aber legte sein Haupt der Prinzessin auf den Schoss, und die kämmte es dann so mit dem Muschelkamm.
Als die Prinzessin mit dem Kämmen fertig war, sprachen sie zu einander: »Ich bin dein, du bist mein; auch das Grabscheit wird uns nicht scheiden.« Damit umarmten und küssten sie sich, und so schieden sie von einander.
Von dem Tag an, sobald der Morgen zu dämmern, zu grauen begann, erhob sich die Prinzessin alsobald von ihrem Seidenbett, kleidete sich hurtig an, schlich heimlich in den Garten, eilte auf den Hügel inmitten des Gartens, und dort kämmte sie das Goldhaar des mit der Sockenmütze im Sonnenschein.
Nun kam es einstmals dem alten König in den Sinn, dass es gut wäre, seine Töchter zu vermählen, denn es war an der Zeit. Die drei schönen Blüten, die drei schmucken Königstöchter hatten sich schon entfaltet; es war nur niemand, der sie bräche. Ei, warum nicht gar niemand! Die älteste Prinzessin wollte ein Herzog pflücken; die mittelste hätte ein Graf sich zur Lebensgefährtin gewählt; nur für die jüngste hatte sich kein ebenbürtiger Genosse gefunden, und doch wurde sie am allermeisten geliebt, und doch war sie die allerschönste,[151] die allerliebste. Ich sage, es war dem alten König in den Sinn gekommen, dass es gut wäre, seine Töchter zu vermählen. Aus seinem ganzen Reich versammelte er die heiratslustigen Grafen, Herzöge, Barone, berühmte Helden, Herren, Herrensöhne, auserlesene Zigeunerburschen und langmützige Slowaken mit Hirtenstäben, dass derjenige der Ehegemahl der Prinzessinnen werde, dem sie den Goldapfel zuwürfen. Als alle beisammen waren, da warf die älteste Prinzessin den Goldapfel ihrem Herzerwählten, dem Herzoge, zu, der ihn auch glücklich auffing, und sein wurde der köstliche Blütenzweig. Die mittelste Prinzessin warf gleichfalls den Goldapfel ihrem Herzerwählten, dem Grafen, zu. Der fing ihn auch glück lich auf, und sein wurde der köstliche Blütenzweig. Nun kam die jüngste, die schönste an die Reihe. Wem wird sie ihn wohl zuwerfen? Sie schaute umher; ach, da war nirgends ihr Herzerwählter, nirgends der goldlockige Gärtnersbursche mit der sonnenklaren Stirn! Dreimal schon hatte sie den Goldapfel geschüttelt, dreimal ihn hin und her geschwenkt, dass sie ihn fortschleudere; aber sie konnte sich nicht entschliessen.
»Was bedeutet das?« fragte sich der König, »vielleicht fehlt jemand?« – Er schaute sich um; aber er hätte niemanden nennen können, der gefehlt hätte; denn alle waren dort.
Der Obergärtner erriet des alten Königs Gedanken; darum sprach er:
»Mein erlauchter Herr, wir sind alle hier; es fehlt kein einziger von uns, nur der nichtsnutzige Gärtnersbursche mit der Sockenmütze; aber der zählt doch nicht mit?!«
»Man soll ihn geschwind heraufrufen!« befahl der alte König.
Sie riefen den Gärtnersburschen herauf, und siehe! kaum hatte er den Fuss auf die Schwelle gesetzt, so flog schon der Goldapfel auf ihn zu, so dass ihm kaum soviel Zeit blieb, den[152] Goldapfel aufzufangen und auch die Thür zuzumachen, aber er fing ihn glücklich auf. Sein wurde die jüngste, die schönste Prinzessin, er pflückte die schönste Blüte.
Die versammelten, vornehmen Leute schauten sich an; sie wussten nicht, sollten sie lachen? sie wussten nicht, sollten sie sich ärgern? Der alte König aber ergrimmte in solcher Wut, dass er sein eigenes Haar und seinen Bart zerraufte und so zupfte wie Hanf oder gar noch mehr. Er blickte nicht rechts, nicht links, sondern sprang von seinem goldenen Thron und jagte mit dem Königsstab in seiner Hand seine liebste, seine schönste Tochter aus dem Zimmer. Aber er jagte sie nicht nur hinaus, sondern zerrte und zog sie durch zwölf Zimmer an ihrem bis zur Ferse wallenden Goldhaar, das er um seine Hand gewickelt hatte; von der Treppe des dreizehnten Zimmers aber stiess er sie hinunter wie einen Hund. Dann sagte er sich los von ihr, dass sie nicht sein Kind sei, dass er sie nicht gezeugt habe, sondern sie sei eine Hundekreatur, dass er mit ihr keinen Bissen Brot essen, nicht unter einem Dache mehr wohnen würde!
Das arme junge Paar lief weinend und schluchzend in den Garten, und dort schlüpften sie in einen Busch, wie Gottes verlassener, nestloser Vogel. Sie liessen sie auch nicht zur Trauung ein; aber nicht nur zur Trauung, sondern auch zur Hochzeit durften sie nicht, und doch spielte der Zigeuner, erklang die Musik dem Glücklichen und dem Glücklosen, und sogar der Waisenknabe hatte ein so grosses Stück Kuchen in der Hand, dass er fast unter der Last zusammenbrach. – Das junge Paar begann Mut zu fassen; was war da zu machen? Hans sammelte eine Mütze voll reifer Früchte, schwarzes Brot hatten sie auch; so setzten sie sich nebeneinander auf den Hügel, auf dem die schöne Prinzessin früher in der Morgendämmerung das Goldbaar des mit der Sockenmütze gekämmt hatte, und dort hielten sie zu zweien die Hochzeit. Jeden[153] Bissen versüssten sie mit dem Honig der Liebe, mit Küssen. Nach jedem Bissen, den einer dem anderen in den Mund schob, küssten sie sich und sagten: »Nun, dies hier ist die Hühnersuppe mit feinen Nudeln, nun dies die schwarze Suppe, dies Pastete mit Pflaumenmus, nun, das Milchrahmkraut mit Klössen und hier der Truthahnbraten und dies hier schliesslich der Brautkuchen.«
Dann flochten sie eine schlechte Hütte aus grünen Zweigen, streuten frisches Gras hinein und bedeckten es mit einem groben Bauernmantel; ihre beiden Arme waren das Kissen, ihr langes, goldenes Haar die Decke, und sie froren nicht. Das war ihre königliche Residenz, das war das aufgerichtete Brautbett.
Auf dem Hühnerboden war eine weggeworfene, rostige Flinte, nur Staub, nur Schmutz war an ihr, so dass es schade war, sie überhaupt anzusehen. Diese rostige Flinte reinigte der mit der Sockenmütze, wusch sie im Bach, putzte sie mit Eisenspänen und ging mit ihr auf die Jagd. Diese rostige Flinte hatte die Eigenschaft worauf man sie auch richtete, ob man gut zielte, ob nicht, das war gleich ein Sohn des Todes.
Wie des Königs beide liebe Schwiegersöhne, der Herzog und der Graf, hörten, dass der mit der Sockenmütze auf die Jagd gegangen war, wollten sie nicht hinter ihm zurückstehen, gingen sie auch auf die Jagd, mit grosser Ausrüstung und grosser Pracht, mit geputzten, glänzenden Flinten und Jagdtaschen. Ein Stück Wild ist nicht viel, aber selbst das schossen sie nicht, obgleich sie einen lieben, langen Tag umherstreiften. Der mit der Sockenmütze hingegen brach fast zusammen unter dem vielen Wild; so viel hatte er geschossen, dass seine Nase fast die Erde pflügte wie ein Pflugmesser.
Auf einer Lichtung trafen sich die drei Eidame, der Herzog, der Graf und der mit der Sockenmütze.[154]
»Donnerwetter, Kamerad, du hast aber viel geschossen,« sagte der Herzog, »wo brachtest du so viel zusammen?«
»Im Wald,« antwortete der mit der Sockenmütze.
»Nun, auch wir schweiften dort umher; aber nicht so viel wie ein Stück Wild, das ist doch nicht viel, haben wir geschossen.«
»Das ist's eben! Ihr schweiftet umher wie ein drehkrankes Schaf, aber ihr habt nicht gejagt!« antwortete der mit der Sockenmütze.
»Ich will dir was sagen,« sprach der Graf, »du hast viel Wild, wir haben viel Geld; du brauchst das Geld, wir das Wild; drum überlasse es uns für gutes Geld! Es soll dein Schade nicht sein; wir machen dich zu einem Herrn.«
»Was du wünschst, das geben wir dir,« ergänzte der Herzog des Grafen Rede.
»Das ist eine weise Rede,« erwiderte der mit der Sockenmütze. »Also ihr gebt mir, was ich wünsche. Geld brauche ich nicht, denn ich entbehre es nicht; aber ich gebe euch Wild, und zwar gebe ich alles hin, wenn ihr euch jeder auf euern Rücken einen Galgenstempel brennen lasst.«
Was blieb den beiden Eidamen, dem Herzog und dem Grafen, übrig? Ohne Wild hätten sie sich geschämt, heimzukehren; was würden sie zu Hause sagen, dass sie nicht ein Stück Wild geschossen hatten, dieser Landstreicher hingegen so viel geschossen hatte, dass er fast darunter zusammenbrach? Für Geld giebt er es nicht, mit Gewalt aber konnten sie es ihm nicht nehmen. So liessen sie sich den Galgenstempel auf ihren Rücken brennen. Als das geschehen war, übergab ihnen der mit der Sockenmütze das unzählig viele Wild; er dagegen schoss irgendwo einen umherschweifenden Sperling, band ihn mit Zwirn an seine Flinte, schob die Mütze aufs Ohr, und pfeifend und singend schlenderte er heimwärts.
Als der mit der Sockenmütze vor der Residenz ankam,[155] da hatten die beiden lieben Eidame schon das viele Wild nach Hause geschafft. Der König war schier aus dem Häuschen, so freute er sich über das viele Wild; aber nicht nur über das viele Wild, auch über seine beiden Eidame, was das für wackere Männer seien, dass er seine zwei schönen Töchter so gut verheiratet habe. Ich sage, wie er so mitten im besten Freuen war, dass man mit ihm einen Vogel hätte fangen können, da erblickte er gerade jenen unglücklichen Gärtnersburschen mit der Sockenmütze, der just eben vor dem Fenster der Residenz vorüberging, auf dem Rücken die rostige Flinte, an der, mit Bindfaden angebunden, der Sperling vom Winde hin und her geschwenkt wurde. Da ergrimmte der alte König; er geriet in Wut und lief nach seiner Flinte, dass er ihn auf der Stelle niederschiesse wie einen tollen Hund. Er hätte ihn auch niedergeschossen, wenn seine Gemahlin, die so gut war wie ein Bissen Brot, ihn nicht händeringend, weinend und schluchzend gebeten, wenn sie seine Hand, nicht ergriffen und die Flinte bei Seite geschoben hätte, als er abfeuerte.
Nun, dabei blieb's.
Einstmals nun erklärte der Preussenkönig dem spanischen König den Krieg. Er solle sich ihm stellen, Sapperlot! wenn er ein ehrlicher Mann sei! Denn sonst bliebe kein Stein auf dem andern und ohne Gnade und Barmherzigkeit liesse er Jung und Alt aufspiessen, und nicht einmal des unschuldigen Säuglings würde er schonen, der solle auch am Felsen zerschmettert werden; ihr Blut trinke die Erde, ihr Fleisch fressen die Hunde! Das war kein Spass für den spanischen König. Er liess seine ganze Heeresmacht zusammentrommeln und rückte mit seinen beiden Eidamen zur Schlacht aus. Doch wenn sie auch so viel waren, wenn sie auch noch sechsmal so viel gewesen wären, das wäre für den Preussenkönig selbst für ein Frühstück zu wenig gewesen; mit so grosser Macht war er gekommen, so zahllos viele Mannschaft hatte er. Nun wehe[156] über dich, spanischer König, wehe deinem grauen Haupt, deinen drei schönen Töchtern, deinem ganzen Volk, deiner Nation! Denn wenn du auch tausend Seelen hättest, der Preussenkönig würde jeder einzelnen ihr Lebenslicht auslöschen.
Der mit der Sockenmütze aber blieb auch nicht bei seiner Frau im Unterrockregiment, sondern frühe stand er auf, kleidete sich an, nahm den Halfter über die Schulter und machte sich auf, sein gutes Tatoschpferd aufzusuchen, dass er seinem Schwiegervater in der grossen Gefahr beistehe.
Wie er zum Lindenbaum kam, schlug er dreimal mit dem Halfter an den Baum. Bei jedem Schlag ertönte ein Wiehern aus dem Lindenschloss, dass fast die Welt davon erdröhnte; schliesslich sprang das goldmähnige, Glühasche fressende Tatoschpferd heraus und fragte:
»Was befiehlst du, mein lieber Herr?«
»Nichts anderes, mein liebes Pferd, als das: auf der Stelle, gleich im Augenblick schaffe mir ein Regiment Husaren, an denen selbst das Kupfer aus geschlagenem Golde sei und deren Pferde so strahlendes Fell haben, dass der Husar sie statt eines Spiegels gebrauchen kann.«
Kaum hatte der mit der Sockenmütze seinen Wunsch ausgesprochen, siehe! da stand vor ihm das herrliche, prächtige Regiment im Goldharnisch mit Goldhelmen, nur des Befehls gewärtig. Der mit der Sockenmütze aber wusch sich in Thauwasser, löste sein Goldhaar und schwang sich auf des Tatoschpferdes Rücken, und nun war er so schön wie der Abendstern oder vielleicht noch schöner als der. Darauf sprengte er fort zur Schlacht, das Regiment Soldaten aber überall ihm auf den Fersen.
Wie der goldene Ritter zur Schlacht kam, ritt ihm der spanische König mit seinen beiden Eidamen entgegen; auf der einen Seite war der Herzog, auf der anderen Seite der Graf.
»Wenn ich dem erlauchten Königssohn nicht zu nahe[157] träte,« begann der spanische König seine Rede, denn aus seinem schmucken Aussehen, aus seinem stattlichen Wuchs schloss er, dass es kein anderer als ein Königssohn sein könne, »sagt an, kommt Ihr uns zum Heil oder zum Unheil?«
»Ich komme weder dir zum Heil, noch dir zum Unheil; ich kämpfe nur für die Wahrheit,« entgegnete der goldene Ritter.
Jetzt stiessen die beiden Heere zusammen, massen ihre Kräfte, und gar bald war's fast aus mit dem Volke des spanischen Königs. Aber gerade jetzt liess der goldene Ritter die Goldtrompete blasen, und los auf das Volk des Preussenkönigs! Wie Rüben so zerschnitzelte er den Feind. Den alten König selbst hieb er inmitten des Feindes heraus, erlöste ihn vom sicheren Tode, dann los auf den Preussenkönig, forderte ihn auf, die Klingen zu messen. Alle liessen vom Kampf ab, alle schauten nur auf den goldenen Ritter und den Preussenkönig. Sie gerieten aneinander, sie stiessen zusammen; aber der Preussenkönig zog doch den kürzeren; denn der goldene Ritter spaltete ihm das Haupt. Wie der Preussenkönig fiel, wurde sein Volk zum Hasen und begann zu laufen; die goldenen Husaren ihnen nach, und sie zerstückelten alle, nur einer blieb übrig als Bote.
Als die Schlacht zu Ende war, bedankte sich der alte König mit vielen Komplimenten und Beteuerungen bei dem goldenen Ritter für die ihm erwiesene Güte. Doch der goldene Ritter kam zu Schaden; denn wie das so kam, als er sein Schwert in die Scheide stecken wollte, stach er sich in seinen Schenkel, und gleich sprudelte sein schönes, rotes Blut hervor. Der alte König eilte zu ihm, nahm sein eigenes, goldbefranztes Halstuch ab und verband damit die Wunde. Dann schieden sie unter grossen Danksagungen und Komplimenten. Der eine ging rechts, der andere links, und alle langten glücklich zu Hause an, der spanische König in seiner Residenz, der goldene[158] Ritter aber, nämlich unserer mit der Sockenmütze, ging erst zum Lindenschloss; dort liess er sein gutes Tatoschpferd mit den goldenen Rittern, und erst dann schlenderte er heimwärts. Er war dann wieder unser Gärtnersbursche mit der Sockenmütze, mit so schmutzigen Wangen wie der, der drei Wochen Trauben gelesen hat, nur mit dem kleinen Unterschied, dass er auf dem rechten Fuss hinkte; die Wunde durch den Schwertstich schmerzte ihn. Und zwar schmerzte sie, nicht nur so so, sondern so tüchtig, dass sie den grossen, starken Helden umwarf. Seine Frau erschrak, was ihm sei, was ihm fehle, und fragte ihn:
»Was fehlt dir, mein schönes Herzlieb?«
»Ach, frag nicht, meine Frau, meine Maiblume; ich bin im Wald gewesen, bin gestolpert und habe den Fuss an einem Stamm gestossen.«
»Zeige ihn her, meines Herzens Goldblume!«
»Ich zeige ihn nicht, mein sanftes Veilchen, meine liebe Frau. Wozu sollst du's anschauen? Es wird schon heilen.«
Aber die junge Frau gab sich nicht zufrieden und quälte so lange ihren Mann, redete ihm so lange zu, dass sie ihn dazu zwang. Da sah sie, dass ein Schwertstich an seinem Schenkel war, der mit ihres Herrn Vaters goldbefranztem, schwarzem Seidenhalstuch verbunden war; zur grösseren Beglaubigung war noch des Königs Name und Wappen mit Gold darauf gestickt. Sie sagte garnichts zu ihrem Gemahl, sondern nahm des Königs Halstuch von dem Schwertstich ab und verband die Wunde ihres Gemahls mit Tausendgüldenkraut, das sie am Bache gepflückt hatte. Des Königs Halstuch nahm sie mit sich und ging geradewegs vor ihres Vaters Angesicht. Sie lief zur ersten Thür, pochte an und ward nicht eingelassen; denn dort stand ein Soldat mit einem Bajonett, dem war unbarmherzig anbefohlen, dass wenn so und so eine Person (seine Tochter nannte er sie auch nicht mehr) sich des Königs[159] Antlitz nähern wolle, so solle er sie nicht einlassen bei Verlust seines Kopfes. Sie lief zur zweiten Thür; auch dort wurde sie nicht eingelassen. Sie lief zur dritten; auch dort wurde sie nicht eingelassen, obgleich sie den hartherzigen Soldaten so bat, dass sie ihr Herz fast auf den Handteller legte.
Da hörte ihre liebe Mutter, dass vor der Thür ihre liebste, schönste Tochter weinte und wimmerte; das drückte ihr das Herz ab, sie ging hinaus zu ihr und fragte sie, was sie wünsche. Sie wagte nicht, sie hineinzuführen, denn sie fürchtete sich vor ihrem Mann, dem alten König; aber es war doch ihre Tochter, ihre süsse Tochter, Blut von ihrem Blut, Fleisch von ihrem Fleisch, Bein von ihrem Bein, ihre leibliche, süsse Tochter.
Die jüngste Königstochter erzählte ihrer Mutter, warum sie gekommen, dass auf ihres Mannes Schenkel eine Wunde sei, die aber sei mit ihres leiblichen Vaters goldbefranztem, schwarzem Seidentuch verbunden. »Wenn meine liebe Mutter es nicht glaubt: seht, hier ist es in meinem Busen!« – damit zog sie das goldbefranzte Halstuch aus dem Busen.
Auf das laute Weinen und Wimmern hin war auch der alte König herausgekommen, und da sah er sein eigenes, goldbefranztes, schwarzes, seidenes Tuch, das er dem goldenen Ritter gegeben, in der Hand seiner Tochter.
Er fragte sie, woher sie es genommen habe?
»Wo ich es hernahm? Mein erlauchter, königlicher Vater, was hülfe das Leugnen! Mein Mann fing heute Morgen zu jammern an; ich fragte ihn, was ihm fehle, aber er wollte nicht mit der Sprache heraus, bis ich mit Gewalt nachschaute, und da, mein Gott, was sehe ich da! Auf seinem Schenkel ist ein Schwertstich, der ist mit meines erlauchten Herrn Vaters eigenem Halstuch verbunden.«
Der alte König wartete gar nicht das Ende von seiner Tochter Erzählung ab; er liess sie dort stehen, wie St. Paul[160] die Wallachen und stürzte Hals über Kopf in den Garten, geradewegs auf die Hütte zu. Er stiess die Thür ein, und wen sah er da verwundet liegen? Niemand anderes als den Befreier seines Reiches, den Erretter seines Lebens, den Gemahl seiner eigenen, liebsten, schönsten Tochter, seinen viellieben Eidam. Der alte König erkannte in ihm gleich den goldenen Ritter, den Führer des Goldregiments. Er neigte sich zu ihm nieder, hob ihn auf, nahm ihn in seine Arme, trug ihn in sein schönstes Zimmer und pflegte sein Tag und Nacht, bis er ganz gesund war. Dann wurde der mit der Sockenmütze sein liebster Eidam, seines Reiches Erbe, nach seinem Tode aber König. Seine beiden anderen Eidame hingegen verstiess er, jagte er von dannen und verbannte sie aus seinem Reiche, weil sie sich einen Galgenstempel hatten auf den Rücken brennen lassen.
Als es dem mit der Sockenmütze wieder ganz gut ging und ihm nichts mehr fehlte, wurde Priester, Henker und Eisenhut gerufen; der Priester gab sie zusammen, der Henker stäupte sie, der Donner schlug neben ihnen ein, aber er traf sie nicht. Sie machten einen Hochzeitsschmaus, schlachteten eine Kuh, bohrten ein Fass an, holten Talg, läuteten mit einer Holzglocke, bimmelten mit einem Kürbis.
Nach des alten Königs Tode aber wurde Hans König. Da er ein gerechter Mann war, freute er sich nicht am Gute anderer; seine beiden Schwäger nahm er daher in Gnaden auf; er gab ihnen jedem ein Slovakenherzogtum.
Zu Ende war's; ein Märchen war's; vielleicht war's auch nicht wahr.
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