Erste Ordnung: Die vielstrahligen Polypen[476] (Polyactinia)

Diese reichhaltigste Abtheilung ist durch die Zahl und Menge ihrer Strahlen und Fühler charakterisirt. Die Grundzahl ist immer sechs, doch bleibt es nur bei einigen Gattungen dabei stehen. Bei allen übrigen tritt eine Vermehrung der Strahlen und Leibesfächer durch Einschieben neuer Kreise ein, wonach die Ordnung auch als »Vielkreisige Polypen«, Polycyclia, bezeichnet wurde.


Larve der Actinia equina. Vergrößert.
Larve der Actinia equina. Vergrößert.

Man hielt früher dafür, daß dieses Auftreten neuer Kreise von der Grundzahl aus einen ganz regelmäßigen Fortgang habe, so daß in bestimmter Ordnung eine Mehrzahl von sechs folge, und durch die Reihenfolge der Kreise auch die Ordnungszahl und Länge der Fühler und Scheidewände bestimmt sei. Allein aus den neueren Untersuchungen von Semper und Lacaze-Duthiers geht die Unrichtigkeit jenes sogenannten »Gesetzes von Milne-Edwards« hervor. Gewöhnlich schiebt sich nur noch der zweite Kreis regelmäßig ein, dann bleiben einzelne Strahlen früherer Kreise zurück, andere späteren Ursprunges eilen im Wachsthume nach und voraus, so daß die genaueste Kontrolle nothwendig ist, um den Faden in der Aufeinanderfolge nicht zu verlieren. Lacaze-Duthiers hat uns sogar an mehreren Beispielen gezeigt, wie schon in den frühesten Larvenstufen die sonst das Wachsthum und die ganze Anlage bestimmende Sechszahl nicht zur Geltung kommt, so bei der gemeinen Pferde-Actinie (Actinia equina). Wir geben eine Larve, welche schon etwas weiter vorgeschritten ist. Die Form der Larve ist eine zweiseitig symmetrische, und dies ist nicht die Folge einer nachträglichen Störung des etwa ursprünglich regelmäßig sechsstrahligen Körpers, sondern das Resultat einer ungleichmäßigen Zweitheilung des Embryos, wovon der größere fingerartige Fühler und der ihm gegenüberstehende noch lange nach dem Uebergange in den Zustand der festsitzenden Actinie Zeugnis geben.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 476.
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